Die HC-4000 ist eine der größten Bomben, die im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden. Sie wiegt immerhin fast zwei Tonnen, etwa 1400 Kilogramm davon sind Sprengstoff.
Mine ist nicht Mine
Vom Typ her handelt es sich um eine sogenannte Luftmine. Beim Wort Mine denkt man in Deutschland sofort an Land- oder Seeminen. Sprengfallen, die im Boden oder Wasser ausgebracht werden, und erst bei Berührung oder Annäherung explodieren. Bei einer Bombe hat das Wort Mine eine andere Bedeutung: Eine Luftmine entfaltet ihre zerstörerische Wirkung allein durch den Druck der Explosion des Sprengstoffes. Sie besitzt keinen Splittermantel oder ähnliches.
Im zweiten Weltkrieg wurden diese Bomben im Luftkrieg gegen die Städte und die Zivilbevölkerung eingesetzt. Unmittelbar neben der Explosion zerstören 1500 Kilogramm Sprengstoff jedes normal gebaute Gebäude, Menschen sterben sofort durch die Wirkung des Drucks auf die Lunge. Das besondere an der Luftmine ist die Wirkung im weiten Umkreis – die Detonationswelle deckt Hausdächer ab und drückt Scheiben und Türen ein. Diese Bomben wurden nicht punktgenau abgeworfen, sondern bei Flächenbombardements eingesetzt.

Wegen des großen Zerstörungsradius ist die Bombe auch jetzt in Frankfurt so gefährlich. Noch in weiter Entfernung könnten bei einer Explosion die Scheiben zersplittern, die Druckwelle jagt die Glassplitter dann durch die dahinter liegenden Räume.
Die "Fliegende Festung" B-17 begrüßte die deutschen Jäger mit einem Kugelhagel

Im zweiten Weltkrieg folgten den schweren Luftminen ganze Schauer von kleinen Brandbomben, die durch die zerstörten Dächer direkt in die Häuser eindringen konnten. Ziel dieses Mixes war das Entfesseln eines Feuersturms, um so die Menschen zu töten, die in Kellern und Luftschutzbunkern Zuflucht gesucht hatten.
Zerstörung von Wohngebieten
Die HC 4000 LB "Cookie" hatte die mittlere Größe einer ganzen Bombenfamilie. HC 2000 war halb, die HC 8000 doppelt so schwer. Der Spitzname Blockbuster – Wohnblock-Knacker – zeigt den Verwendungszweck.
Von der "Mutter aller Bomben", die Donald Trump erstmals über Afghanistan hat abwerfen lassen, unterscheiden sich diese Bomben in Technik und Wirkung – obwohl es sich in gewisser Weise bei beiden um Minen handelt. Die GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast ist eine Aersol-Waffe, die den für die Explosion notwendigen Sauerstoff nicht als massiven Oxidator mit sich führt, sondern den Sauerstoff aus der Umgebungsluft nutzt. Daher entfesselt sie wesentlich mehr Zerstörungskraft pro Kilo Sprengstoff. Die Explosion ist zudem so gezielt, dass die Druckwelle in der Lage ist, tiefliegende Bunker einzudrücken. So etwas vermochten Minen wie die HC 4000 nicht.

Ein "Highlight" für den Entschärfer
Dieter Schwetzler, vom Kampfmittelräumdienst des Regierungspräsidiums Darmstadt, wird die Bombe entschärfen. Für ihn ist "Cookie" ein "Highlight" im Berufsleben, erzählte er der "Hessenschau". Die Entschärfung der großen Bomben ist für den Räumdienst nicht gefährlicher als die Arbeit an einer kleineren Bombe. Dass ein Teil der HC 4000 abgebrochen ist, sei kein Grund zur Sorge. Schwetzler wird versuchen, den oder die Zünder aus der Bombe zu entfernen. Die Zünder sind mit einem Gewinde eingeschraubt. Mit einer sogenannten Raketenklemme soll der Zünder bei der Räumung herausgedreht werden. Die Klemme wird mit einer Zwinge am Zünder fixiert, dann werden aus der Entfernung heraus zwei Kartuschen gezündet – sie sollen die nötige Kraft aufbauen, um das Gewinde zu lösen. Schwetzler hofft mit drei Klemmen auszukommen. Im Prinzip ist das Entschärfen bei einer Luftmine sicherer als bei einer Zeitzünder-Bombe. Diese Waffen haben einen empfindlichen Säurezünder und wurden abgeworfen, um spätere Helfer zu töten und die Rettungsarbeiten zu behindern.
Kompliziert wird die Entschärfung der Luftmine, wenn sich der Zünder wegen Verformungen der Bombe oder Korrosion nicht herausdrehen lässt. Angesicht der Menge des Sprengstoffs ist eine kontrollierte Sprengung trotz der weiträumigen Evakuierung problematisch.
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