Das könnte den Superreichen so passen: Einfach für horrendes Geld einen Platz in einem Raumgleiter von Jeff Bezos oder Richard Branson buchen, ein paar Minuten Schwerelosigkeit erleben und sich nach einem Kurzflug zurück auf der Erde gleich Astronaut nennen. Vor allem nach dem Flug der Blue Origin des Amazon-Gründers und seiner Passagiere war das durchaus ein großes Thema. Und im Überschwang des außergewöhnlichen Erlebnisses feierten sich Jeff und Mark Bezos, der 18-jährige Oliver Daemen und die 82-jährige Wally Funk auch gleich als Astronauten. Doch so einfach geht's nicht.
Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat nun Regeln formuliert, was es braucht, um Astronauten-Flügel zu bekommen – als Zeichen eines anerkannten Raumfahrers. Demnach darf das womöglich Funk, die schließlich in den 1960er-Jahren im Mercury-Programm ausgebildet wurde, allerdings bis jetzt warten musste, um zumindest kurz ins All fliegen zu können. Doch reine Passagiere wie Bezos oder Daemen haben dagegen nach Auffassung der FAA keine Chance.
Jeff Bezos, Elon Musk und Richard Branson: Drei Milliardäre und ihre Raumschiffe

Wer wird als Astronaut zertifiziert?
In den USA gibt es drei Organisationen, die die Ehrenbezeichnung Astronaut vergeben: das US-Militär, die Nasa und eben die FAA. Militär und Nasa zertifizieren sowieso nur die eigenen Leute als Astronauten, bleibt also noch die Luftfahrtbehörde. Die gibt nun vor, dass ein Astronaut bei der Firma angestellt sein muss, die den Flug durchführt. Damit sind reine Touristen, die ein Ticket kaufen, schon mal außen vor. Außerdem verlangt die FAA, dass die All-Flieger eine Ausbildung absolviert haben müssen, mindestens 80 Kilometer hoch fliegen und während des Flugs Tätigkeiten verrichten müssen, "die für die öffentliche Sicherheit von wesentlicher Bedeutung sind oder zur Sicherheit der bemannten Raumfahrt beitragen", heißt es in den Richtlinien.
Nun wird es schwammig: Welche Tätigkeit an Bord einer Raumkapsel das letzte Kriterium erfüllt, liegt im Ermessen der FAA. Als Orientierung kann genommen werden, dass bisher nur Piloten von Raumfahrzeugen als Astronauten anerkannt wurden, nicht aber reine Passagiere. Eine Ausnahme wurde allerdings bereits gemacht – für die Virgin-Galactic-Führungskraft Beth Moses, die als erste Frau einen Raumflug in einer kommerziellen Raumkapsel unternahm. Da wurde wohl die Pioniertat anerkannt.
Blue Origin vom Boden aus gesteuert
Beim Virgin-Galactic-Flug mit Richard Branson ist es auch diesmal nicht ganz eindeutig. Das Unternehmen bezeichnete Branson und seine Mitfliegenden am 11. Juli als Besatzungsmitglieder, die das Raumfahrtzeug getestet haben. Ob das schon ein "Beitrag zur Sicherheit der bemannten Raumfahrt ist", darüber lässt sich sicherlich streiten. Ganz klar nicht der Fall ist das bei Jeff Bezos' Blue-Origin-Flug vom 20. Juli. Der wurde nämlich komplett von der Bodenkontrolle gesteuert. Bezos und seine Gäste konnten sich somit darauf konzentrieren, den Flug und die Schwerelosigkeit zu genießen. Somit sind sie nach FAA-Lesart also eindeutig keine Astronauten.
Ausnahmen will und kann die Behörde nur für Personen machen, "die einen außergewöhnlichen Beitrag oder nützliche Dienste für die kommerzielle bemannte Raumfahrindustrie geleistet haben". Diese könnten als ehrenamtliche Astronauten anerkannt werden. Dass zumindest dieses Kriterium auf Jeff Bezos nicht zutrifft, dürfte nur schwer zu vermitteln sein. Es gibt also noch Hoffnung für den Amazon-Gründer.