Dies könnte nach Einschätzung von DLR-Vorstandschef Sigmar Wittig sogar zu einem politischen Thema zwischen Europäern und USA führen.Ob und wann die internationale Raumstation ISS, die mit dem "Columbus"-Labor ausgebaut werden soll, fertig gestellt wird, sei im Moment völlig unklar, sagte ein Sprecher im Bundesforschungsministerium. Wittig sagte in einem Reuters-Interview, es könne lange dauern, bis die Probleme geklärt und die US-Shuttle-Flüge wieder aufgenommen würden. Er sehe sogar die Gefahr, dass der Einsatz von "Columbus" insgesamt in Gefahr kommen könnte. "Wir werden alles dafür tun, dass dieser Fall nicht eintritt", sagte er. Wenn die US-Zusagen in einem Regierungsabkommen, "Columbus" 2007 ins All zu bringen, in Gefahr komme, wäre das eine Frage für die Regierungen. Der industrielle Führer beim "Columbus"-Projekt, die EADS Space Transportation EADS, zeigte Verständnis für die Nasa-Entscheidung, weitere Shuttle-Flüge zunächst zu stoppen.
Versorgung der ISS nicht bedroht
Die US-Weltraumbehörde hatte mit ihrer Absage auf Probleme beim Start der Raumfähre "Discovery" reagiert. Dabei war ein Stück der Außentank-Isolierung abgebrochen und eine Kachel des Hitzeschildes beschädigt worden. Experten sollen nun diese Vorfälle klären. Vor zwei Jahren hatten ähnliche Probleme das Unglück mit der Raumfähre "Columbia" ausgelöst, bei dem sieben Astronauten starben. Als nächstes hätte die US-Raumfähre "Atlantis" im September diesen Jahres starten sollen. Nach Wittigs Worten gilt dem Problem mit dem Tank die besondere Aufmerksamkeit der Experten.
Die internationale Raumstation ISS kann nach Angaben des Forschungsministeriums in ihrer jetzigen Form aufrechterhalten werden. Ihr weiterer Ausbau sei aber offen. Dieser Ausbau beinhaltet das europäische "Columbus"-Weltraumlabor, das Anfang 2007 angedockt werden sollte. Das Labor, das von mehreren europäischen Ländern in Kooperation und mit einem Auftragswert von 715 Millionen Euro hergestellt wurde, ist Europas zentraler Beitrag zur ISS. Mit 336 Millionen Euro sind deutsche Unternehmen unter den europäischen Partnern am umfangreichsten an dem Vorhaben beteiligt. Das Labor soll der Grundlagenforschung in vielen Bereichen, wie der Biologie, der Material- und der Humanforschung dienen.
Weitere Verzögerungen kosten Geld
Auf den Einsatz des Labors beharren die Europäer. Wittig, der auch Vorsitzender des Rates der Europäischen Weltraumorganisation Esa ist, kündigte an, entsprechend Druck zu machen. Sollten die in einem Regierungsabkommen gegebenen Zusagen der US-Regierung zum Transport des Weltraumlabors verändert werden, sei das eine Frage für die Regierungen. Wittig beklagte, dass weitere Verzögerungen auch erhebliche zusätzliche Kosten bei "Columbus" bedeuteten.
Eine Sprecherin von EADS Space Transportation nannte die Nasa-Entscheidung nachvollziehbar. Es gehe schließlich um die Sicherheit von Astronauten. Jetzt müsse man erst einmal das Ergebnis der technischen Prüfungen der Nasa abwarten, ehe man über Konsequenzen für "Columbus" etwas sagen könne.
Die US-Weltraumfähren sind nach Wittigs Worten für den Transport von "Columbus" ins All wie auch den der Astronauten zur ISS unverzichtbar. Nur ein Shuttle könne das Weltraumlabor ins All bringen. Und auch zur Beförderung der notwendigen größeren Anzahl von Astronauten sei die Fähre unverzichtbar. Das sowjetische "Sojus"-System sei dafür zu klein. "Drei Astronauten, das reicht nicht", sagte Wittig. In der "Discovery" fliegen derzeit sieben Astronauten durch das All.
Gernot Heller, Reuters