"Mars Express" Auf zum Mars!

Nach einer sechsmonatigen Reise durchs All über mehr als 50 Millionen Kilometer hat die europäische Sonde Mars-Express erfolgreich das Landegerät Beagle 2 abgekoppelt, das in der Weihnachtsnacht auf dem roten Planeten auftreffen soll.

Die entscheidende Phase der ersten europäischen Mars-Mission hat begonnen: Am Freitag wurde das Landegerät Beagle 2 erfolgreich von der Muttersonde abgekoppelt. "Mutter und Kind sind wohlauf. Beagle 2 ist jetzt ein eigenes Raumschiff", verkündete der Wissenschaftsdirektor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, David Southwood, im Kontrollzentrum in Darmstadt. In der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag soll Beagle 2 auf dem Mars landen.

Auf der Suche nach verschwundenem Wasser und Leben

Bereits am Morgen um 09.31 Uhr gab das Bodenkontrollteam in Darmstadt den Befehl zur Abtrennung von der Muttersonde. Eine Sprengvorrichtung sollte eine gespannte Feder aktivieren, die das Landegerät sanft von der Muttersonde wegschiebt. Rund acht Minuten dauert es, bis ein Signal die Distanz von rund 400 Millionen Kilometern zwischen Erde und Mars zurückgelegt hat. Da während des Manövers eine Antenne eingezogen werden musste, gab es zwei Stunden lang keine Funkverbindung zur Sonde.

"Wir schnüffeln und kratzen", umschrieb Southwood mit einem Augenzwinkern die zentralen Aufgaben der Mission. Die Wissenschaftler erhoffen sich vor allem Aufschlüsse darüber, wohin die flüssige Materie - vermutlich Wasser - verschwunden ist, die es auf dem Mars gegeben haben soll. Außerdem soll Beagle 2 Informationen über mögliche frühere Lebensformen auf dem Planeten liefern.

Erstmals Bohrungen im Mars-Boden

Die gewonnenen Erkenntnisse können dann Rückschlüsse auf Vergangenheit und Zukunft unseres Planeten liefern - schließlich gilt der Mars wegen seiner Ähnlichkeit auch als kleiner Bruder der Erde, wie Southwood erklärte.

Erstmals werden nach Auskunft der ESA-Verantwortlichen Bohrungen in den Boden des Mars vorgenommen. Außerdem werde man nach Methan-Gas suchen - "bei bestimmten Temperaturen ein ziemlich sicheres Indiz dafür, dass es einmal Leben auf dem Planeten gegeben hat", wie der österreichische Projektleiter Rudolf Schmidt erklärt.

Der Mars Express hatte am 2. Juni dieses Jahres seine rund 400 Millionen Kilometer lange Reise angetreten. Es ist die erste Expedition zu einem Planeten, die komplett in europäischer Hand liegt.

Deutscher Anteil an Mission am größten

Der deutsche Anteil am Mars Express ist nach Aussage von Sigmar Wittig, dem Vorsitzenden des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der größte aller Beteiligten. Knapp 80 Millionen Euro der geschätzten Gesamtkosten von 300 Millionen Euro übernehmen deutsche Träger. Größter Stolz der deutschen Wissenschaftler ist die HRSC, eine hochauflösende Kamera an Bord der Muttersonde, die dreidimensionale Farbbilder von der gesamten Marsoberfläche liefern soll.

Für 2005 ist bereits die nächste große Expedition ins Weltall geplant. Am 26. Oktober soll dann ein Flug zur Venus beginnen - nach rund fünf Monaten Flugzeit soll das Raumschiff dann den Planeten erreichen. Eine Landung ist allerdings nicht geplant, wie Schmidt sagte.

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