Raumfahrt "Spirit" meistert Mars-Landung

Nach einer Bilderbuchlandung auf dem Mars hat der Roboter "Spirit" seine Tätigkeit auf dem Roten Planeten aufgenommen. Während der europäische "Beagle2" weiter stumm bleibt, machte "Spirit" schon erste Fotos.

Mit einer Bilderbuchlandung auf dem Mars hat die NASA ihren ersten großen Erfolg seit dem Absturz der Raumfähre "Columbia" erzielt. Die amerikanische Sonde "Spirit" landete in der Nacht zum Sonntag weich in einem Krater, sendete erste Signale zur Erde und machte die ersten Fotos. Der US-Marsroboter hat am Montag eine direkte Verbindung zum Kontrollzentrum auf der Erde hergestellt und seine ersten Farbbilder vom Planeten gesendet.

Flugdirektor Jason Willis sagte am Montag im kalifornischen Pasadena, der Roboter habe seine große Hauptantenne am späten Sonntagabend (Ortszeit) erfolgreich auf die Erde ausgerichtet und damit eine direkte Übertragung von Daten ermöglicht. Diese dauere rund neun Minuten, während der Weg über zwei Satelliten mehrere Stunden gedauert hatte. Der Roboter übertrug Daten und erste Farbfotos der hochauflösenden Panoramakameras, die den Wissenschaftlern einen Blick auf die Mars-Oberfläche bieten sollen, der die bisherigen Einblicke übertreffen soll. "Das ist einfach fantastisch. Die Hochleistungsantenne arbeitet gleich beim ersten Versuch", sagte der Projektleiter der Raumfahrtbehörde Nasa, Mark Adler, im Kontrollzentrum Pasadena.

Sieben Monate unterwegs

Der Roboter "Spirit" war am Sonntag nach einem sieben Monate langen Flug auf dem Mars gelandet und soll nach Spuren von Wasser und damit nach der Möglichkeit von Leben auf dem Planeten suchen. Es handelt sich um die vierte erfolgreiche Landung auf dem Mars, die zum ersten Mal in den 70er Jahren gelungen war. Die europäische Raumfahrtagentur ESA hat weiterhin keinen Kontakt zu ihrem Landegerät "Beagle 2", das am 25. Dezember zur Landung auf den roten Planeten geschickt worden war. In der Vergangenheit waren auch mehrere Nasa-Versuche einer erfolgreichen Landung fehlgeschlagen, zuletzt 1999. Ein "Opportunity" genannter weiterer Roboter gleicher Bauart wie "Spirit" soll am 25. Januar auf der entgegengesetzten Seite des Planeten landen.

Auf den ersten von "Spirit" gesendeten Schwarz-weiß-Fotos war die Umgebung des Landeplatzes, eine karge Felslandschaft sowie ein scharfkantiger Felsbrocken, zu sehen. Zunächst wird der sechsrädrige Roboter an seinem Landeplatz verharren. Die Wissenschaftler wollen seine verschiedenen Systeme und Instrumente überprüfen, bevor sich das Gerät jüngsten Angaben zufolge in acht bis neun Tagen selbständig auf seine drei Monate dauernde Exkursion auf dem Planeten aufmachen soll. "Ich erwarte, eine Menge gutes Material von dieser Sache", sagte Projektleiter Adler.

Landung gut überstanden

Nach Nasa-Angaben hat der Roboter die raue Landung auf dem Planeten, deren Aufprall von Luftkissen abgefedert wurde, unbeschadet überstanden. "Alles in allem haben die Dinge ziemlich nach Plan funktioniert, und wir sind zufrieden", sagte Prasun Desai, Flugbahn-Experte der Nasa.

Allerdings kam es nach der Landung zu Verzögerungen im geplanten Zeitablauf des Projekts. So schafften die Wissenschaftler auf der Erde es nicht, rechtzeitig die Kabel zu kappen, die den Roboter mit Batterien und Elektronik auf seinem Landesystem verbinden. Dies könnte den Ablauf um einen Marstag verzögern. Der "Sol" genannte Tag auf dem Mars dauert rund 40 Minuten länger als der 24stündige Tag auf der Erde. Wenn die Kabel gekappt sind, soll der Roboter seine Räder für die geplanten Fahrten ausrichten.

Jubel in Pasadena

"Das ist eine großartige Nacht für die NASA - wir sind wieder da", jubelte der Leiter der Raumfahrtbehörde, Sean O'Keefe, am Sonntagmorgen mit Blick auf das Unglück vom 1. Februar 2003, als alle sieben Astronauten an Bord der "Columbia" ums Leben kamen. "Das war eine perfekte Navigation", freute sich Projektleiter Louis D'Amario. "Wir hätten es nicht besser machen können." Die Mitarbeiter der Bodenkontrolle in Pasadena in Kalifornien brachen in Jubel aus und umarmten sich.

Weiche Landung im Gusev-Krater

Der 173 Kilogramm schwere Roboter landete weich im Gusev-Krater, einer in der Nähe vom Mars-Südpol gelegenen Vertiefung von der Größe Hessens. Gesichert und abgebremst wurde die Landung mit einem Hitzeschild, einem Fallschirm und Bremsraketen. Acht Sekunden vor der Landung polsterten riesige Airbags das Aufsetzen ab. Die ersten neun Tage bleibt "Spirit" an Ort und Stelle. Danach soll das Gefährt auf seinen sechs Rädern durch die Gegend rollen und Eindrücke sammeln. Die ersten Bilder von "Spirit" zeigen unter anderem den Marshorizont und Teile des Gefährts.

Nasa endlich wieder im Rennen

Bisher sind zwei von drei Marslandeversuchen gescheitert. Der letzte Anlauf der NASA schlug 1999 fehl, als der "Polar Lander" wegen eines Softwarefehlers auf der Oberfläche des Mars' zerschellte. Das europäische Marslandegerät Beagle 2 wird in Pasadena inzwischen auch als offenkundig gescheitert betrachtet, weil seit dem Absetzen des Geräts von ihrem Orbiter "Mars Express" keine Signale aufgefangen werden konnten. Die europäische Raumfahrtbehörde ESA hat die Hoffnung aber nicht aufgegeben, in der neuen Woche doch noch einen Kontakt herstellen zu können.

US-Marssonde sendet erste Bilder

Kurz nach ihrer erfolgreichen Landung auf dem Mars hat "Spirit" am Sonntag erste Bilder vom Roten Planeten zur Erde gesendet. Darauf war die Umgebung des Landeplatzes, eine karge Felslandschaft sowie ein scharfkantiger Felsbrocken zu sehen. Experten bezeichneten die Bilder als außergewöhnlich. "Das ist unglaublich. Es könnte nicht besser sein", sagte NASA-Wissenschaftler John Callas als die Bilder auf dem großen Bildschirm im Kontrollzentrum in Pasadena zu sehen waren. Die Bilder wurden stereoskopisch aufgenommen und erlauben den Wissenschaftlern ein räumliches Sehen, um die geplanten Exkursionen des Roboters vorzubereiten.

Mainzer Röntgen-Spektrometer an Bord

Mit der "Spirit"-Landung ist auch deutsche Technologie auf dem roten Planeten angekommen: Ein Alpha-Röntgen-Spektrometer (APXS) - genannt "Schnüffler" - ist nach Angaben des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie mit an Bord. Das Gerät soll auf der Marsoberfläche Steine und Bodenproben aufnehmen, um deren chemische Zusammensetzung zu bestimmen. Auch ein so genanntes Mössbauer-Spektrometer für mineralogische Analysen komme zum Einsatz. Auf dem zweiten Rover, der am 25. Januar auf dem Mars landen soll, sei ebenfalls ein solches Gerät. Der Röntgen-Spektrometer kommt nach Angaben der Wissenschaftler etwa fünf Tage nach der Landung zum Einsatz, wenn sich der Rover von der Landehülle entfernt hat. Schon bei der Pathfinder-Mission 1997 hatte ein APXS die Chemische Zusammensetzung von Marsmaterial analysiert. Bei der neuen APXS-Generation bestrahle eine radioaktive Quelle die Proben mit Alpha- und Röntgenstrahlen und ein hochauflösender Detektor messe die zurückgeworfene Röntgenstrahlung. So ließen sich Elemente wie Natrium, Silizium, Kalzium und Eisen nachweisen.

Schwestersonde soll am 24. Januar landen

Zu dem 820 Millionen Dollar teuren Projekt der NASA gehört auch die baugleiche Schwestersonde "Opportunity", die am 24. Januar auf dem Mars landen soll. Auch dieser Rover soll 90 Tage im Mars-Gestein und in Bodenproben nach Hinweisen auf Wasser suchen. Mit den drei Landeprojekten wird der Umstand genutzt, dass der Mars seit 60.000 Jahren nie so nahe an der Erde war wie zuletzt. Die NASA will künftig etwa alle 26 Monate eine Sonde von der Erde zum Mars schicken - immer dann, wenn beide Planeten auf ihren Umlaufbahnen um die Sonne einander passieren.

AP, Reuters

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