"In meinen Augen bleibt uns keine andere Wahl als die Herausforderung anzunehmen. Sonst gehen wir in die Geschichte ein als die, die zwar Geld hatten, aber es nicht genutzt haben, sondern nur in die Toscana gefahren sind, um gut zu essen", sagte der 63-Jährige. Realistisch sei ein Flug im Jahr 2030.
Für die Mars-Mission sollte nach Merbolds Meinung ein neuer Antrieb für das Raumschiff entwickelt werden. Mit dem bislang verwendeten chemischen Antrieb würde die Mission drei Jahre dauern. Mit einem verbesserten System, beispielsweise einem Ionenantrieb, würde ein Jahr ausreichen. Dabei werden Atome, etwa die von Quecksilber, Cäsium oder Xenon, elektrisch geladen und durch elektrostatische Felder beschleunigt. Die geladene Atome (Ionen) verlassen dann als gerichteter Antriebsstrahl das Triebwerk.
Ausreichende Erfahrungen mit einjährigen Missionen
Die Strecke zum Nachbarplaneten wäre mit der neuen Technik aus Merbolds Sicht in vier Monaten zu bewältigen. "Damit würden sich viele Probleme erledigen." Die Russen hätten durch ihre Raumstation Mir bislang ausreichend Erfahrungen mit einjährigen Missionen.
Merbold sagte, wenn man für eine 1000-Tage-Mission alles mitnähme, was man brauche, seien allein 170 bis 180 Tonnen Versorgungsgüter an Bord. Eine weitere Herausforderungen sei die Minderung von psychologischem Stress bei den Mannschaftsmitgliedern. Zudem müssten der Muskelabbau in der Schwerelosigkeit und die Entmineralisierung der Knochen verhindert werden. Auch sollte noch eine Lösung für den Fall gefunden werden, dass ein Passagier schwer krank werde.
Der Diplomphysiker Merbold ist seit 1995 Leiter der Astronautenabteilung im Europäischen Astronautenzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA.