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Landeeinheit von "Rosetta" "Philae" soll 2014 auf Kometen landen

"Philae" soll Raumfahrtgeschichte schreiben: Die Landeeinheit der Raumsonde "Rosetta" soll nächstes Jahr als erste auf einem Kometen aufsetzen. Ein kniffliges Manöver, für das jetzt schon geübt wird.

"Philae" trainiert schon kräftig für den großen Moment. Auf hartem Boden, auf Sand, in Schräglage oder auf der Ebene. Im November 2014 soll die Landeeinheit der Raumsonde "Rosetta" auf einem weit entfernten Kometen landen. Es wäre das erste Mal in der Raumfahrtgeschichte. Damit dabei nichts schief geht, testen Experten am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bremen zurzeit alle erdenklichen Szenarien durch - allerdings nur an einem Nachbau. Denn "Philae" ist längst auf dem Weg durchs All.

Die Landung auf dem Himmelskörper soll der Höhepunkt der "Rosetta"-Mission sein, die sich die Europäer eine Milliarde Euro kosten lassen. "Die Mission ist extrem wichtig", sagt Andrea Accomazzo, der zuständige Leiter bei der Europäischen Weltraumagentur Esa. "Wenn wir die Kometen besser verstehen, wissen wir mehr über die Entstehung unseres Sonnensystems. Das ist wie Archäologie im Weltall."

Seit März 2004 fliegt "Rosetta" dem Kometen mit dem sperrigen Namen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" entgegen. Mehr als zehn Jahre später soll sie dort endlich eintreffen. Dann beginnt der kritischste Teil der Mission. "Wir wissen fast nichts von dem Kometen", sagt Accomazzo. Muss die Landeeinheit "Philae" auf Gesteinsbrocken und Geröll landen? Oder bedecken Sand oder Schnee den Kometen? Da bleibt nur eins: Auf alles vorbereitet sein.

Im DLR-Labor baumelt das etwa Kühlschrank große Landegerät gerade an einem mächtigen Roboterarm über drei Kübeln, die mit Quarzsand gefüllt sind. Raumfahrtingenieur Silvio Schröder drückt eine Taste auf der Steuerkonsole, und "Philae" saust herab - mit den Füßen direkt in die Kübel. Sofort bohren sich dicke Schrauben in den Sand. Sie sollen die Sonde auf weichen Oberflächen fest verankern.

Ursprünglich sollte "Rosetta" zu einem anderen Kometen fliegen. Doch wegen technischer Probleme konnte die Trägerrakete zum geplanten Zeitpunkt nicht starten. Als die Schwierigkeiten behoben waren, war das Ziel schon außer Reichweite. Die Wahl fiel dann auf "67P", der aber größer ist und mehr Schwerkraft besitzt. "Er zieht den Lander stärker an, das heißt die Landegeschwindigkeit ist höher", erläutert Schröders Kollege Lars Witte.

Die Landung abfedern soll ein Dämpfer zwischen den drei Beinen von "Philae". Setzt die aber zu schnell auf, könnte der Körper mit der hochsensiblen Messtechnik mit voller Wucht auf die Beine schlagen. Deshalb haben die Konstrukteure nachträglich eine Klammer eingebaut, die aber einen Nachteil mit sich bringt: "Es besteht die Gefahr, dass der Lander beim Aufsetzen umkippt", sagt Witte. Vor dem Abflug hatten die Experten zwar schon getestet, ob "Philae" das meistern kann - aber nicht so eingehend wie jetzt. Denn eine Anlage wie die in Bremen - die nach DLR-Angaben europaweit einzigartig ist - gab es damals noch nicht.

Immer wieder haben Schröder und Witte das nachgebaute Raumfahrzeug in den vergangenen Wochen landen lassen - senkrecht und in schrägem Winkel. "Bisher sieht es ganz gut aus", meint Witte. Genaues wird aber erst die Auswertung der Daten geben, die Sensoren am Roboterarm und an der Landeeinheit über einen dicken Kabelstrang an einen Computer liefern. Mit ihnen können die beiden Ingenieure am PC dann auch Landeszenarien simulieren, die in der Anlage nicht möglich sind.

Im Mai 2014 soll "Rosetta" den Kometen erreichen und zunächst mit ihrer Kamera gründlich kartographieren, um einen geeigneten Landeplatz zu finden. Die Bremer Tests sollen dem Missionsteam helfen, den Anflug genau zu planen und falls nötig die Software der Sonde anzupassen.

Egal wie die Landung ausgeht, fest steht schon jetzt: "Philae" ist dem Untergang geweiht. Am Ende der Mission wird die Landeeinheit entweder den Hitzetod sterben oder ins All hinausgerissen werden. Denn der Komet nähert sich immer mehr der Sonne.

Von Irena Güttel, DPA DPA

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