Die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra steht im Zentrum der größten Bronzezeitschau Europas in Halle. Sie ist die älteste konkrete Sternenabbildung der Welt. Zum ersten Mal wird die rund zwei Kilogramm schwere und im Durchmesser etwa 32 Zentimeter große Bronzescheibe mit Goldauflagen aus Sonne, Mond, Sterne und einem Schiff vollständig restauriert ab Donnerstagabend im Landesmuseum für Vorgeschichte zu sehen sein. "Das Interesse der Menschen an der Scheibe seit ihrer Rettung vor zwei Jahren ist ungebrochen", sagt Landesarchäologe Harald Meller und erklärt: "Wir haben die Schau in einer Rekordzeit von 18 Monaten zusammengestellt." Meller rechnet mit rund 100 000 Besuchern. Die Schau läuft bis zum 24. April, ist das Interesse größer kann um einen Monat verlängert werden.
Infos zur Ausstellung
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag und Feiertagen: 9-18 Uhr
Montag: anch Voranmeldung
Eintrittspreise
Erwachsene: 6 Euro, ermäßigt: 4 Euro
Kinder 6-14 Jahre: 2 Euro
Gruppen (ab 10 Personen): 5 Euro pro Person
Schulklassen: 1 Euro pro Person
Familien: 10 Euro
Archäologischer Sensationsfund
Unter dem Motto "Der geschmiedete Himmel - Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren" wird der archäologische Sensationsfund zusammen mit rund 1600 der wichtigsten Entdeckungen aus der Bronzezeit gezeigt. Insgesamt beteiligen sich an der Schau auf rund 1400 Quadratmeter insgesamt 68 Museen aus 18 Ländern. "Die meisten Stücke, wie Grabbeigaben, Kultgeräte, goldener Schmuck und umfangreich verzierte Waffen wurden bislang nie als Originale ausgeliehen und werden in dieser Gesamtheit auch nur in Halle zu sehen sein", sagt der Landesarchäologe. Neben Funden aus Europa sind auch Stücke aus dem Libanon zu sehen.
Beispielsweise gab es für den 3400 Jahre alten Sonnenwagen von Trundholm aus Dänemark eine Sondergenehmigung. Das Nationalmuseum in Kopenhagen hatte eigentlich beschlossen, dass der etwa 50 Zentimeter lange und 30 Zentimeter hohe Sonnenwagen aus Sicherheitsgründen Dänemark nie wieder verlässt. Und auch die 88 hauchdünnen Goldschiffchen aus dem dänischen Nors sind so zerbrechlich, dass sie sonst kaum das Nationalmuseum in Kopenhagen verlassen, sagt der Direktor Flemming Kaul.
"Wir zeigen, dass die Menschheitsgeschichte in einem langen europäischen Entwicklungsprozess von Religion und astronomischen Kenntnissen steht", sagt Meller. Die Scheibe war Kultgegenstand und beschreibt das Weltbild der Bronzezeit. Die Menschen stellten sich die Erde als Scheibe vor, über der sich kuppelförmig der Himmel wölbt. Zugleich wurde das Stück in der kalenderlosen Bronzezeit-Epoche als Instrument zur Bestimmung von Sommer- und Wintersonnenwende benutzt, um danach den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat und Ernte des Getreides zu ermitteln.
Nachfrage nach Scheiben-Kopien
Die Popularität der Scheibe hat auch die Nachfrage nach 800 Euro teuren Scheiben-Kopien angekurbelt. "Es gibt schon 50 Vorbestellungen und der Hersteller kommt mit der Produktion kaum nach", sagt Meller. Andererseits konnte der Weltruhm der Scheibe die Prozessflut nicht stoppen. Während das Verfahren um die Markenrechte an der Scheibe zu Gunsten von Sachsen-Anhalt gewonnen wurde, läuft noch immer vor dem Landgericht Halle der Berufungsprozess gegen zwei mutmaßliche Hehler, eine 46-jährige Frau und einen 65-jähriger Mann aus Nordrhein-Westfalen. Sie behaupten die Himmelsscheibe sei eine Fälschung und wurde im Ausland gefunden.
Die Himmelsscheibe wurde am 4. Juli 1999 von zwei bereits verurteilten Raubgräbern auf dem Mittelberg bei Nebra (Burgenlandkreis) entdeckt. Am 23. Februar 2002 wurde die Scheibe zusammen mit anderen Bronzeteilen, wie zwei Schwertern, zwei Beilen, einem Meißel und bronzenen Armringen, bei einer fingierten Verkaufsaktion durch die Polizei in der Schweiz zwei Hehlern entrissen.