Es sind faszinierende Fragen: Warum lügen Menschen? Und welches Verhalten wird eigentlich als unmoralisch bewertet? Francesca Gino bearbeitete sie wissenschaftlich als Professorin an der US-Eliteuni Harvard und wurde dazu oft von Medien als Expertin gebucht. Nun wurde sie suspendiert – weil sie gleich mehrfach Studien gefälscht hatte.
In Dutzenden von Studien hatte sich die Wissenschaftlerin im Feld der Verhaltenswissenschaften einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Doch der bröckelt in den letzten Wochen spürbar. Die auch von Kollegen vorgebrachten Vorwürfe wiegen schwer: Immer wieder soll Gino ihre Forschungsergebnisse mit falschen Zahlen belegt haben.
Fakedaten in Studien zu Lügen?
Der erste Vorwurf kam dem US-Radiosender "NPR" zufolge aus dem eigenen Haus. In einer Studie zu Steuerhinterziehung hatten sich Hinweise auf Datenmanipulation gefunden, die Uni untersuchte den Fall ausführlich. Nur einen Tag nach Erscheinen eines Artikels im Fachmagazin "The Chronicle of Higher Education" legte eine Gruppe weitere Vorwürfe nach. Die Datenexperten DataColada hatten unabhängig davon weitere Verdachtsfälle gefunden, dass Zahlen in von Gino mit verfassten Studien bewusst verfälscht wurden.
"Wir haben die vier Fälle ausgearbeitet, in denen wir die stärksten Beweise haben", erklären die Experten. "Wir glauben, dass noch deutlich mehr von ihr vefasste Studien Fakedaten enthalten. Die Beweise seien bereits 2021 an die Eliteuniversität weitergereicht worden.

Wie geht für Francesca Gino es weiter?
Gino ist seitdem vom Dienst suspendiert, gegenüber "NPR" will sich die Universität noch nicht festelegen, ob es sich um eine temporäre oder dauerhafte Sperre handelt. Die Wissenschaftlerin selbst hat sich bislang nur bei Linked.in zu den Vorwürfen geäußert. "Ich bin immer noch dabei, die Vorwürfe zu evaluieren", schrieb sie dort. "Ich versichere Ihnen, dass ich sie ernst nehme und darauf eingehen werde." Sie gestand die Vorwürfe allerdings weder ein, noch wies sie sie zurück.
Sollte es mit der Karriere als Wissenschaftlerin vorbei sein, kann sich die Professorin in ihrem letzten Buch nach Ratschlägen umschauen. Es trägt den Titel: "Fallstudie: Wie man seine Karriere rettet, wenn man öffentlich gescheitert ist".
Quellen: NPR, The Chronicle of Higher Education, DataColada