ARD-Sendung Maischberger fragt Lindner: Sagen Sie die Wahrheit – oder Habeck?

Ex-Finanzminister Christian Lindner in der Sendung "Maischberger"
Ex-Finanzminister Christian Lindner in der Sendung "Maischberger"
© WDR / Thomas Kierok
Irgendwann steht in der Sendung von Sandra Maischberger die Frage im Raum, ob Christian Lindner die Wahrheit sagt. Der wählt die Strategie "Angriff".

Beim Lügen erwischt zu werden ist immer unangenehm. Aber auch schon im Verdacht zu stehen, ein wenig geflunkert zu haben, bringt den Verdächtigen in die Defensive. Oder eben in die Offensive. Genau das ist Ex-Finanzminister Christian Lindner am Abend in der ARD-Sendung "Maischberger" passiert.

Christian Lindner sitzt in einer Dreierrunde, zusammen mit SPD-Chefin Saskia Esken (SPD) und der Moderatorin Sandra Maischberger, als ein Film eingespielt wird. Es ist ein Ausschnitt aus der Dokumentation "Die Vertrauensfrage", die die letzten Tage der Ampelkoalition nachzeichnet. Die wenigen gezeigten Sekunden drehen sich um ein Papier, das der Kanzler den Koalitionspartnern vor dem Bruch der Ampel vorgelegt hat. Darin geht es unter anderem um zusätzliche Hilfen in Höhe von drei Milliarden Euro für die Ukraine – verknüpft an eine Ausnahmegenehmigung für die Schuldenbremse.

 

Lindner beschreibt das Dokument im Film so: "Entweder unterwirfst du dich diesem Papier, oder die Koalition ist beendet, du verlierst dein Amt." Der Journalist Stephan Lamby fragt den Ex-Finanzminister, ob Lindner dieses Papier überrascht habe. "Ja", antwortet Christian Lindner. "Und ganz offensichtlich die Grünen auch." Dann ein harter Schnitt auf Robert Habeck

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Bei "Maischberger" steht zunächst Aussage gegen Aussage

Der Wirtschaftsminister sagt: "Nein, das wusste ich. Ich wusste das, Lindner wusste es auch. Alle, die an dem Abend zusammensaßen, wussten mit gutem zeitlichem Vorlauf, dass dieser Abend eine Entscheidung bringen musste (…). Keiner war da überrascht." Der Interviewer konfrontiert daraufhin Habeck damit, dass Lindner sage, er sei überrascht gewesen. Habeck schüttelt nur den Kopf: "Keiner war überrascht", wiederholt der Wirtschaftsminister.

Schnitt ins Studio, auf Christian Lindner. Eine Frage steht im Raum: "Wer sagt da die Wahrheit?" Hat der Spitzenkandidat der FDP etwa vor laufender Kamera gelogen? Der Ex-Finanzminister wählt eine beliebte Strategie: Er geht in die Offensive: "Also erst mal interessant, dass Sie hier noch 'ZDF History' nachspielen", sagt er an Sandra Maischberger gewandt. Die schreitet direkt ein: "Mit Verlaub, das ist nicht 'ZDF History', sondern es ist die ARD und es ist Stephan Lamby und es ist vom Niveau her ganz woanders."

Hat Christian Lindner geflunkert?

Christian Lindner behauptet dann, "es" stimme in der Sache nicht. Das könne jeder überprüfen, der Google bedient. "Das Papier von Olaf Scholz (…) wurde am Mittwoch erstmals vorgelegt, sowohl Herrn Habeck als auch mir. Das gab es vorher nicht, dieses Papier." Dann meldet sich Saskia Esken: "Ich war übrigens auch dabei." Maischberger fragt nach: "Und?" Pause. Niemand sagt etwas. "Genau", sagt Christian Lindner da. "Also dieses Papier gab es erst am Mittwoch", sagt der Ex-Finanzminister, begleitet von einem wissenden Kichern der SPD-Chefin im Hintergrund. Für einen Moment wirkt es so, als habe Christian Lindner eine Falschbehauptung von Robert Habeck richtigstellen können. 

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Ein paar Sekunden später stellt Esken klar: "Dieser Vorschlag hat nicht erst am Mittwoch vorgelegen, sondern schon vorher." Bereits am Sonntag habe man inhaltlich darüber gesprochen. "Ob es aufgeschrieben war, weiß ich nicht, aber du kannst ja auch zuhören", sagt sie an Christian Lindner gerichtet. "Insofern war der Vorschlag klar." Diese Aussage deckt sich unter anderem mit der Rekonstruktion des Ampel-Bruchs der Wochenzeitung "Die Zeit". Das Ende der Ampel hatte die FDP im Vorhinein minutiös geplant

sip