Psychologie Glück ist ansteckend

Glück breitet sich rasch unter Freunden aus
Glück breitet sich rasch unter Freunden aus
© Colourbox
Glücksgefühle entfalten eine kollektive Wirkung. Sie breiten sich selbst unter Menschen aus, die nur über mehrere Ecken miteinander bekannt sind, berichten US-Forscher. Interessant dabei ist, dass Ehepartner einen geringeren Einfluss auf das persönliche Wohlbefinden haben als enge Freunde.

Wer glücklich ist steckt seine gesamte Umgebung damit an. Seien es Verwandte, Freunde, oder Nachbarn. Dies geht aus einer neuen Studie der amerikanischen Forscher Nicholas Christakis von der Harvard-Universität und James Fowler von der Universität von Kalifornien in San Diego hervor. In der Fachzeitschrift "British Medical Journal" veröffentlichten sie ihre Erkenntnisse, die sie aus sozialen Beziehungen von rund 5000 Menschen ermittelt haben. Das überraschende Ergebnis: Selbst die Freunde von Freunden eines Freundes haben einen nachweisbaren Einfluss auf das eigene Wohlbefinden. Das individuelle Glücksgefühl einer Person breitet sich also bis ins dritte Glied eines sozialen Beziehungsnetzwerkes aus.

In ihrem Artikel beschreiben die Wissenschaftler eine Art emotionale Kettenreaktion: Steigt bei einem Menschen die individuelle Zufriedenheit, so wirkt sich das auch auf seine Umgebung aus. Da Menschen dazu tendieren, ihre Glücksgefühle durch Lächeln und Lachen zu zeigen, werden diese von den Menschen in ihrer Umgebung wahrgenommen und adaptiert, so die Forscher in ihrem Bericht.

Glück ist endlich

Allerdings ist die Verbreitung des Glücks räumlich und zeitlich beschränkt. Verspürt ein guter Freund plötzlich Glücksgefühle, so steigt die Wahrscheinlichkeit für die eigene Zufriedenheit um rund 25 Prozent - allerdings nur, wenn dieser Freund im Umkreis einer amerikanischen Meile wohnt, also in maximal 1,6 Kilometern Entfernung. Bei weiter auseinander lebenden Freunden nimmt der Einfluss rapide ab. Ähnlich verhält es sich mit der Dauer des Einflusses. Nach etwa einem Jahr hat sich die Umgebung eines Menschen an sein Glücklichsein gewöhnt und es beeinflusst seine sozialen Kontakte nur noch zu einem geringen Teil.

Ein weiterer Faktor für den emotionalen Einfluss ist der soziale Status innerhalb des Netzwerkes. Die Person, die im Zentrum seiner sozialen Beziehungen steht, ist laut der Forscher am glücklichsten und dadurch wiederum von vielen anderen glücklichen Menschen umgeben.

Ehepartner haben kaum Einfluss

Bemerkenswert ist für die beiden Autoren auch der Einfluss des Geschlechts auf die Verbreitung von Glück: Demnach steigt die Wahrscheinlichkeit auf eigenes Wohlbefinden, wenn ein gleichgeschlechtlicher Freund ebenfalls Glück verspürt. Das Glück von Ehepartnern und Lebensgefährten hatte dagegen einen wesentlich geringeren Einfluss. Und das Glück von Arbeitskollegen war komplett bedeutungslos für das eigene Glücksempfinden - für die Forscher ein Beleg, dass auch der soziale Kontext von Beziehungen eine Rolle für das Glück spielt.

Die Werte ihrer Studie errechneten die Wissenschaftler auf Basis statistischer Daten, die ursprünglich im Rahmen einer Untersuchung zu Herzkrankheiten erhoben worden waren. Aus der so genannten "Framingham Heart Study" standen den Forschern Aufzeichnungen aus dem Zeitraum von 1983 bis 2003 zur Verfügung. Diese enthielten neben den detaillierten sozialen Verbindungen zwischen den Probanden auch Angaben zu deren psychischem Zustand.

In einem weiteren Beitrag in der gleichen Zeitschrift warnen die Wissenschaftler Jason Fletcher von der Yale-Universität und Ethan Cohen-Cole von der Federal Reserve Bank in Boston allerdings vor Schwierigkeiten bei der Untersuchung sozialer Netzwerke: "Diese Untersuchungsmethoden produzieren möglicherweise voreilige Schlüsse in Bezug auf soziale Netzwerke und deren gesundheitlichen Auswirkungen."

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DDP/wal

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