Urmensch Frühreife Neandertaler

Die Neandertaler waren vermutlich bereits mit 15 Jahren erwachsen. Das haben Forscher anhand der Analyse des Zahnschmelzes herausgefunden.

Die Neandertaler waren vermutlich bereits mit 15 Jahren erwachsen. Darauf weist eine Analyse des Zahnwachstums hin, die ein spanisch-französisches Forscherteam im britischen Fachjournal "Nature" (Bd. 428, S. 936) präsentiert. Das Wachstumsmuster der Vorderzähne unterscheidet sich demnach deutlich von dem moderner Menschen. Dies untermauere die Annahme, dass die vor rund 30 000 Jahren ausgestorbenen Neandertaler eine eigene Menschenart waren und sich nicht mit den Vorfahren des modernen Menschen vermischt haben, schreiben Fernandez Ramirez Rozzi vom Nationalen Forschungszentrum in Paris und José Maria Bermudez de Castro vom Naturwissenschaftlichen Museum in Madrid.

Deutliche Unterschiede zum modernen Menschen

Bei der Bildung von Zahnschmelz auf wachsenden Zähnen treten regelmäßig in etwa wöchentlichem Abstand kleine Verzögerungen auf. Aus diesen lässt sich ähnlich wie aus den Jahresringen bei Bäumen die Wachstumsgeschwindigkeit der Zähne ableiten. Die Forscher verglichen Schneidezähne des Neandertalers (Homo neanderthalensis) mit denen des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens). Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede. Bei heutigen Menschen verringert sich die Wachstumsrate nach etwa der Hälfte der Entwicklung drastisch. Beim Neandertaler und den gemeinsamen Vorfahren hingegen verlief diese Entwicklung viel gleichmäßiger.

Die Bildung des Zahnschmelzes gilt als gutes Maß für die allgemeine körperliche Entwicklung. Entsprechend schließen die Wissenschaftler, dass Neandertaler bereits viel früher als heutige Menschen ausgewachsen waren. Vermutlich seien sie schon mit 15 völlig erwachsen gewesen. "Dadurch entwickelt sich ein klareres Bild des Neandertalers", schreiben die Forscher. "Er war eine Menschenart, die an besondere Umweltbedingungen angepasst war, mit einer energiereichen Ernährung, die ein schnelles Wachstum und die Bildung eines großen Gehirns ermöglichte."

DPA

Der Stammbaum des Menschen

PRODUKTE & TIPPS