Weltnichtrauchertag Qualmen in Zeiten von Warnfotos und Rauchverbot

Keine guten Zeiten für Raucher: Laut einer Studie sind sie heute eher isoliert als in den 70ern
Keine guten Zeiten für Raucher: Laut einer Studie sind sie heute eher isoliert als in den 70ern
© Colourbox
Nichtrauchen ist ansteckend, berichten US-Forscher. Und die Bundesregierung verkündet zum Weltnichtrauchertag: Mit der Kampagne "Rauchfrei 2008" haben 27.200 Raucher gleichzeitig die Zigaretten aufgegeben.

Mit dem Rauchen aufzuhören, bringt nicht nur dem Raucher selbst etwas, sondern auch seinem Partner, Freunden und Kollegen. Denn der Verzicht auf Zigaretten ist regelrecht ansteckend, wie Forscher um Nicholas Christakis von der Harvard Medical School in Boston kürzlich im "New England Journal of Medicine" berichteten. Die Nachricht kommt passend zum Welt-Nichtrauchertag am 31. Mai, der diesmal unter dem Motto "Rauchfreie Jugend" steht.

Umso enger Beziehungen waren, die Raucher in der US-Studie hatten, desto größer war der Einfluss beim Aufhören: Wenn ein Ehepartner dem giftigen Zigarettenrauch abschwor, sank die Wahrscheinlichkeit fürs Weiterrauchen beim Partner um 67 Prozent. Bei Freunden waren es 37 Prozent, bei Arbeitskollegen in kleinen Firmen noch 34 Prozent. Die Entscheidung des Nachbarn hingegen zeigte keinen Einfluss aufs Rauchverhalten. Die Forscher hatten sich Daten der Framingham-Herzstudie angesehen - ein Netzwerk von 12.067 miteinander bekannten Menschen. Es wurde für die Zeit von 1971 bis 2003 analysiert.

"In den frühen 70ern war es vollkommen egal, ob man rauchte", sagt Christakis. Um das Jahr 2000 herum wurde das anders: "Wer raucht, wurde in gewisser Weise gemieden", erklären die Wissenschaftler.

"Rauchfrei 2008"

"Rauchen war zu Beginn der 70er in allen Sozialschichten weit verbreitet", sagt auch die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, Martina Pötschke-Langer. Erfreulicherweise habe sich die soziale Akzeptanz des Rauchens in der Öffentlichkeit und in der Familie seither gewandelt. Rauchfreie Arbeitsplätze und Programme zur Entwöhnung schafften günstige Rahmenbedingungen für rauchfreies Arbeiten und eine Freizeit ohne Tabak. "Dieser veränderte Alltag hatte enormen Einfluss auf das Gesundheitsverhalten der arbeitenden, am Bildungs- und Sozialleben aktiv teilnehmenden Gruppen", sagt Pötschke-Langer. Hier setze auch die deutsche "Rauchfrei 2008"-Kampagne an:"Es geht darum, die Lebenserwartung in der Bevölkerung zu erhöhen", sagte Pötschke-Langer.

Rauchen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO die wichtigste Ursache vermeidbarer Todesfälle weltweit. Tabak tötet demnach ein Drittel bis zur Hälfte aller Raucher. Wenn man bereits als Teenager anfängt zu rauchen (was über 70 Prozent der Raucher tun) und die Gewohnheit mehr als zwei Jahrzehnte beibehält, stirbt man laut der WHO 20 bis 25 Jahre eher als jemand, der nie geraucht hat.

Rund 27.200 Raucher hätten zum Start vor einem Monat zeitgleich aufgehört, berichtet die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD). Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sagte, insgesamt hätten in den offiziellen Wettbewerben der vergangenen Jahre mehr als 270.000 Raucher aufgehört. Rund 30 Prozent von ihnen ließen auch nach einem Jahr ihre Finger vom Tabak, sagte Bätzing.

Was das Rauchverbot bringt

Bätzing zeigte sich zuversichtlich über die Wirkung der jüngsten Rauchverbote in der Gastronomie. Nach Inkrafttreten hätten 15 Prozent der Raucher aufgehört und 16 Prozent ihr Rauchen eingeschränkt, sagte sie unter Berufung auf eine Forsa-Umfrage. Pläne der EU-Kommission für Warn-Fotos auf Zigarettenpackungen unterstütze sie, sagte die Drogenbeauftragte.

Dass Rauchverbote Jugendliche von der Sucht abhalten können, zeigte sich kürzlich in den USA. Forscher um Michael Siegel von der Boston University of Public Health (US-Staat Massachusetts) hatten mehr als 2000 Jugendliche zum Rauchen befragt und die Antworten mit den Rauchverboten in den jeweiligen Städten verglichen. Die Strenge der lokalen Nichtraucher-Vorschriften - meist ist der Griff zur Zigarette in Restaurants verboten - hatte keinen Einfluss darauf, ob die Jugendlichen Tabak überhaupt einmal ausprobierten. Doch das Risiko, zum dauerhaften Raucher zu werden, war in den Städten mit Rauchverboten um 40 Prozent verringert. Zur Erklärung heißt es, dass die Jugendlichen in geschützten Kommunen in der Öffentlichkeit weniger Kontakt zu Rauchern hatten. Zudem habe die Zigarette in solchen Regionen ein schlechteres soziales Ansehen.

DPA
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