Tesa-Hologramme sollen Strichcodes ersetzen
Das Zeug klebt sowieso überall. Doch künftig soll Tesafilm nicht nur zusammenhalten, was zusammengehört - sondern auch sagen, wohin es gehört, woher es kommt und ob es wirklich ist, was es zu sein verspricht. Überall dort, wo heute Strichcodes auf Verpackungen, Postpaketen und Produkten stehen, könnte künftig ein winziges, in Tesafilm gebranntes Hologramm Informationen tragen. Die ersten Praxistests laufen derzeit an.
Die Idee hatte der Mannheimer Physiker Steffen Noehte. Und seit kurzem hat er auch eine Firma dazu: Die gemeinsam mit der Tesa AG gegründete Tesa Scribos GmbH. Derzeit arbeiten sechs Doktoranden und ein Techniker in Räumen der Universität Mannheim an dem Projekt. Bis Ende des Jahres sollen es 25 Mitarbeiter sein. Doktorand Steffen Scheibenstock arbeitet an der Entwicklung des Lesegerätes. Im abgedunkelten Labor lenkt er einen grünen Laserstrahl auf das ein mal ein Millimeter große Hologramm - ein ganzes Muster von Gesichtern wird in den Raum projiziert.
16 Kilobyte auf einem Quadratmillimeter
»Solche Bilder könnten zum Beispiel Ausweise sicherer machen«, sagt Scheibenstock. Er nimmt einen Laserprojektor von der Größe eines Diktiergeräts, steckt eine Karte mit Tesa-Hologramm hinein - und auf der Projektionsfläche erscheint das Gesicht. Aber es lassen sich in dem grobkörnigen Muster auch bis zu 16 Kilobyte Daten unterbringen, auf einem Quadratmillimeter Fläche.
So könnten Zustelldienste die neue Technik nutzen, sagt Noehte: Die winzige Plakette würde dem Eingeweihten (und mit einem Lesegerät versehenen) sagen, wohin ein Paket soll, ob es bezahlt ist, was sich darin verbirgt. Eine weitere Anwendung: Echtheitszertifikate, zum Beispiel für Ersatzteile. Denn das Hologramm ist dank seiner verborgenen Informationen absolut fälschungssicher, sagt Noehte. Geprüfte und vom Hersteller zugelassene Teile, etwa im Flugzeugbau, könnten somit von billigen Nachahmungen unterschieden werden.
Weitere Anwendung: die Tesa-ROM
»Für solche Anwendungen gibt es sicherlich einen Markt«, sagt Analyst Michael Winkler, der bei der WestLB in Düsseldorf die Tesa- Mutter Beiersdorf beobachtet. Auf Zahlen und mögliche Absatzchancen will sich Winkler allerdings nicht festlegen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Noehte eine ungewöhnliche Verwendung für Tesafilm einfällt: Vor drei Jahren entdeckte er per Zufall, dass sich der Klebefilm zum Einbrennen von Hologrammen eignet und sich auf diesem Wege große Mengen Daten speichern lassen. Die »Tesa-ROM« war geboren. Marktreif ist allerdings auch dieses Projekt noch nicht, an dem derzeit zwei Doktoranden der Gruppe forschen.
»Die Labels haben einen größeren Markt als die Tesa-ROM«, meint Noehte. Als er vor drei Jahren erstmals seine Idee in der Tesa- Marketingabteilung vorstellte, glaubten alle an einen Scherz. Inzwischen stellt Tesa für die Hologramme sogar einen eigenen Spezialfilm her. Den gibt es nicht nur kristallklar, sondern auch in rosa. Doch eines bleibt gleich, sagt Noehte: »Man könnte damit auch Zettel an die Kühlschranktür kleben.«
Jochen Neumeyer, dpa