Die Arbeitswelt hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie verändert. Viele Arbeitnehmende arbeiten seit nahezu zwei Jahren fast ausschließlich aus dem Homeoffice. Video-Calls stehen mehrfach täglich an der Tagesordnung. Was vielen fehlt, ist der persönliche Austausch, schließlich gehört zu Kommunikation auch Gestik und Mimik der jeweiligen Personen, nicht nur das gesprochene Wort.
Eine US-amerikanische Firma namens Portl hat nun Hologramm-Boxen entwickelt: Mit diesen kann man sich in Millisekunden virtuell ans andere Ende der Welt projizieren und mit anderen Menschen in den Austausch treten – und es sieht fast so aus, als wäre man physisch anwesend. "Wir schließen die Lücke zwischen einem Video-Call und sich im echten Leben umarmen zu können", sagt der CEO David Nussbaum im Interview mit dem stern.
Hologramm-Technik gibt es schon länger
Hologramme kennt man eigentlich nur aus Science-Fiction-Serien und -Filmen. Das berühmteste Hologramm ist wohl "Der Doktor" aus "Star Trek: Voyager" – ein Arzt, der eigentlich gar keine echte Person war. Auch aus Star Wars kennt man die Projektion zum Anfassen: In Episode IV überbringt Prinzessin Leia mittels ihres Droiden R2-D2 eine Nachricht, die Obi-Wan Kenobi als Hologramm ihrer Person erscheint.

Diese Technik gibt es seit einiger Zeit auch auf der Bühne. "Es gab bereits Hologramme, die Michael Jackson oder 2Pac auf die Bühne zurückgeholt haben, aber das war trotzdem noch nicht gut genug", erklärt Nussbaum. Dafür müsse es stockdunkel sein und man könne sehen, dass es sich dabei nur um eine Projektion handelt. Dort habe er anknüpfen wollen. Daraus entstanden sind zweieinhalb Meter hohe gläserne Kästen. Im Inneren der Kabinen erscheint ein lebensgroßes Hologramm einer Person.
Echte Kommunikation
Portl will also bieten, was bei Hologrammen bisher nicht möglich war: echte Kommunikation. Durch eine Kamera, die oben auf den Boxen angebracht ist, wird auch der projizierten Person möglich, mit den Zuschauern in Echtzeit zu interagieren. Nussbaum erzählt, wie Sean Combs, besser bekannt als P. Diddy, sich zum Geburtstag seines Sohnes hat beamen lassen. Die anwesenden Gäste dachten zunächst, es sei ein Video – bis Diddy antwortete.

Im April konnte der CEO von IWC, einem Schweizer Hersteller für Luxusuhren, aufgrund der Corona-Pandemie nicht zur "Watches and Wonders"-Messe in Shanghai reisen. Die Lösung für dieses Dilemma bot ihm Portl. So schickte man kurzerhand eine Hologramm-Box nach China, und eine weitere nach Schaffhausen. An wichtigen Meetings konnte er so dennoch teilnehmen.
Software macht es möglich
Firmengründer David Nussbaum war schon immer fasziniert vom Broadcasting und arbeitete selbst jahrelang beim Radio – unter anderem beim Sender der L.A. Lakers – und hatte einen Podcast, als noch niemand Podcasts machte. Er lernte darüber sogar seine Ehefrau kennen, die bei ihm zu Gast war. Im Interview erzählt er, wie er in seiner Freizeit Science-Fiction-Filme und -Serien zu Recherchezwecken schaute, um sein Produkt immer besser zu machen.
Mechanik? Das war einmal.

Dabei ist das Prinzip von Portl simpel: Während eine Partei die Box aufstellt, bekommt die andere ein Studio-Kit bereitgestellt, das die Personen aufnimmt und mittels spezieller Software in Echtzeit in die Box beamt. Dies werde nicht nur für Meetings genutzt, sondern in der Zukunft könne man sich vorstellen, dass man beim Online-Shoppen Models die Kleidung anprobieren lässt. Auch medizinische Ferndiagnosen seien mittels Hologramm jetzt schon möglich. "Wir arbeiten jetzt schon mit Universitäten zusammen, die komplexe Erkrankungen wie Parkinson so aus der Ferne diagnostizieren können", so Nussbaum.
Hologramme könnten schon bald unser Alltag sein
Gerade in Zeiten einer Pandemie kann man sich die Großeltern in Zukunft dann in sein Zuhause holen, ohne dass man Körperkontakt haben muss. Dass dies nicht eine Umarmung ersetzt, sieht auch der CEO ein. Und auch, wenn das alles noch nach Zukunftsmusik klingt, so könnte es in gar nicht allzu ferner Zukunft möglich sein, Hologramme im Alltag zu nutzen.

Portl hat nämlich schon kleine Boxen produziert, die man einfach auf seinem Tisch platzieren kann. So sieht man dann den Chef oder das Live-Konzert in Miniaturformat, aber lebensecht in 3D in seinem Zuhause. Das Ganze hat dann doch wieder was von Prinzessin Leia – nur in cool und in Farbe.