Die Eruptionen des Gletschervulkans in Island haben sich am Montag verstärkt. Die Polizei teilte mit, sie habe ihre Überwachung des Gebiets im Süden des Inselstaats intensiviert. Mehrere Straßen seien vorsichtshalber gesperrt worden. Der staatliche Rundfunksender RUV berichtete, leichte Erdbeben hätten die Gegend am Morgen erschüttert. Zudem verlängere sich ein 800 Meter langer Spalt in Richtung des Myrdal-Gletschers.
Nach Angaben der isländischen Behörden brach der Vulkan im Gebiet des Eyjafjalla-Gletschers im Süden des Inselstaats am frühen Sonntagmorgen aus. Verletzt wurde niemand, doch riefen die Behörden wegen der Gefahr von Überschwemmungen durch schmelzende Gletscher für die Region den Notstand aus.
Wissenschaftler haben am Montag versucht, sich aus der Vogelperspektive einen Überblick über die Dimension des Vulkanausbruchs im Süden Islands zu verschaffen. Nach dem Flug über den seit Samstag Lava und Asche speienden Eyjafjallajökull sollte auch entschieden werden, ob die übrigen evakuierten Anwohner in ihre Häuser zurückdürfen. Bisher ist nicht klar, wie lange die Eruption dauern wird. "Es kann morgen zu Ende sein, es kann aber auch noch Wochen oder Monate dauern", sagte der Geophysikprofessor und Beirat des Zivilschutzes, Magnus Tumi Gudmundsson.
Im Laufe des Sonntags durften nach Angaben der Polizei fast alle der 600 in Sicherheit gebrachten Menschen wieder in ihre Häuser zurückkehren. Lediglich den Bewohnern von 14 Bauernhöfen sei die Rückkehr untersagt worden, teilte Polizeichef Kjartan Thorkelsson mit. Auch sämtliche zuvor gesperrten Straßen wurden demnach wieder geöffnet. "Wir raten aber allen, nicht zu fahren, wenn es nicht nötig ist", sagte er. Es gebe noch immer eine "offizielle Gefahrensituation".
Wir hatten gar keine Zeit, Angst zu bekommen, und auch alle anderen waren ruhig
In Island sind Vulkanausbrüche nichts Ungewöhnliches, die Anwohner bewahrten daher bei Verlassen ihrer Häuser die Ruhe. "Wir hatten gar keine Zeit, Angst zu bekommen, und auch alle anderen waren ruhig", sagte die 51-jährige Landwirtin Dorhildur Bjarnadottir. Wegen kleinerer Erdbeben in der Umgebung in den vergangenen Wochen habe sie sich bereits auf einen Vulkanausbruch vorbereitet. "Das Schlimmste war, unsere Tiere zurückzulassen", sagte Bjarnadottirs Mann.
Der Vulkanausbruch begann nach Angaben der Behörden gegen 01.00 Uhr (MEZ). Im Gletschergebiet stieg Rauch auf, nach Augenzeugenberichten war der Himmel durch den Ascheregen verhangen. Drei Flughäfen, darunter der in der Hauptstadt Reykjavik, wurden vorübergehend geschlossen. Sämtliche internationale und nationale Flüge wurden zunächst gestoppt oder umgeleitet. Wie eine Sprecherin der Flughafenbehörde mitteilte, wurden die Flüge am späten Nachmittag wieder aufgenommen. Die meisten waren demnach verspätet.
Der Vulkan brach zwischen zwei Gletschern, dem Eyjafjallajökull und dem Myrdalsjökull, aus. "Zum Glück war der Ausbruch nicht genau unter einem Gletscher", sagte der Geologe Gudmundsson. Trotzdem mahnte er weiter zur Vorsicht, der Ausbruch könne in zwei Tagen oder auch erst in zwei Jahren vollständig abgeklungen sein. Die Umgebung des Vulkans, rund 125 Kilometer östlich der Hauptstadt Reykjavik, ist nur spärlich besiedelt. Der Vulkan war zuletzt im Jahr 1821 ausgebrochen.