Das Ausmaß der Ölpest im Golf von Mexiko könnte laut einem internen BP-Dokument noch verheerender sein als zuletzt angenommen. Im schlimmsten Fall könnten aus dem lecken Bohrloch in mehr als 1500 Metern Tiefe täglich bis zu 100.000 Barrel (15,9 Millionen Liter) Öl austreten, heißt es in dem Bericht des britischen Ölkonzerns an den US-Kongress, den der demokratische Abgeordnete Ed Markey am Sonntag veröffentlichte. Derzeit schätzt die US-Regierung, dass bis zu 65.000 Barrel am Tag in den Golf von Mexiko fließen.
Laut Markey geht es in dem BP-Bericht um die Risiken der Ölauffang-Methoden. Die Experten schätzten demnach, dass zwischen 55.000 bis 100.000 Barrel Rohöl pro Tag ins Meer fließen könnten, wenn das kaputte Sicherheitsventil komplett entfernt würde. Zum selben Zeitpunkt, an dem der Bericht Markey zufolge im Mai den Abgeordneten zuging, sprach BP in der Öffentlichkeit noch von 5000 Barrel, die täglich in den Golf flössen. Im TV-Sender NBC warf der US-Demokrat dem britischen Konzern nun vor, "entweder zu lügen oder schlicht inkompetent" zu sein: "Erst sprechen sie von 1000 Barrel, dann von 5000 Barrel, jetzt sind es schon bis zu 100.000 Barrel", sagte er. "Es war ihre Technologie, ihr Leck, sie hätten es von Anfang an wissen müssen", sagte er.
BP: Schätzungen sind veraltet
BP wies die Vorwürfe umgehend zurück. Der Bericht werde "völlig falsch interpretiert", sagte Sprecher Robert Wine der Nachrichtenagentur AFP. Er wies darauf hin, dass die Schätzungen auf Bedingungen beruhten, die nie eingetreten seien. So werde das Sicherheitsventil erst dann entfernt, "wenn wir garantieren können, dass das Bohrloch keine Gefahr mehr darstellt", sagte er. Nach seinen Angaben haben die damaligen Schätzungen nichts damit zu tun, "wie viel Öl derzeit tatsächlich" aus dem Leck fließe.
Allerdings musste das Absaugen des ausströmenden Öls im Golf von Mexiko am Wochenende für fast einen halben Tag unterbrochen werden. Der Tanker Discoverer Enterprise stellte vermutlich nach einem Blitzschlag seinen Betrieb vorübergehend ein.