Klimaveränderung Chinas Gletscher schwinden

China besitzt weltweit 15 Prozent aller Gletscher. In den letzten 40 Jahren hat ihre Fläche dramatisch abgenommen. Verwüstungen riesiger Landstriche drohen.

In China und im Südpolargebiet schmelzen Gletscher immer schneller. Antarktis-Gletscher an der Amundsen-See tauen einer Studie zufolge doppelt so rasch wie noch im Jahr 1990. In China sei die Eismasse der Gletscher in den vergangenen vier Jahrzehnten um sieben Prozent zurückgegangen, berichteten Forscher der chinesischen Akademie Wissenschaften in Peking in einer Langzeitstudie, die am Donnerstag von der Tageszeitung "China Daily" vorgestellt wurde. Der Rückgang der Gletscher habe sich besonders in den vergangenen zehn Jahren beschleunigt, sagte Forscher Yao Tandong der Tageszeitung.

Katastrophale Folgen für das globale Ökosystem

Das chinesische Team warnte vor möglichen katastrophalen Folgen durch die übermäßige Eisschmelze für das globale Ökosystem. China hat die Hälfte aller Gletscher in Asien und weltweit einen Anteil von 15 Prozent. Die Fläche der chinesischen Gletscher habe über vier Jahrzehnte um 5,5 Prozent abgenommen, während 389 Millionen Kubikkilometer Eis weggetaut seien . Bis zum Jahr 2050 könnten demnach 64 Prozent der chinesischen Gletscher weggetaut sein. Bei der jetzigen "alarmierenden Geschwindigkeit" wären 2100 alle verschwunden.

Der Rückgang der Gletscher habe sich besonders in den vergangenen zehn Jahren beschleunigt, sagte Forscher Yao Tandong der Tageszeitung. Zum Beispiel sei der Gletscher am Oberlauf des Jangtse- Stromes auf dem Qinghai-Tibet-Plateau über 13 Jahre um 750 Meter zurückgegangen, fanden Experten in der Südwestprovinz Yunnan heraus. In den 20 Jahren davor seien es nur 500 Meter gewesen.

Die Bevölkerung im Westen des Landes, wo knapp ein Viertel aller Chinesen lebt, dürfte durch die Gletscherschmelze ernsthaft betroffen werden, warnen die Studienautoren. Während kurzfristig zwar mehr Wasser zur Verfügung stehe, sei langfristig eine weitere Wüstenbildung unausweichlich.

Meeresspiegel steigt schneller als angenommen

Eine internationale Forschergruppe fand unterdessen heraus, dass von den Gletschern der westlichen Antarktis, die in der Amundsen-See münden, 60 Prozent mehr Eis abfließt, als sie durch Schneefall wieder anhäufen können. Das Team um Robert Thomas von der US- Raumfahrtbehörde NASA präsentiert seine Studie in der Online-Ausgabe des Fachmagazin "Science" (Sciencexpress 10.1126/science.1099650). Diese Menge an Eisverlust genüge, um den Meeresspiegel um mehr als 0,2 Millimeter pro Jahr anzuheben. Das ist nach Angaben der Wissenschaftler mehr als man bei vorherigen Schätzungen für die gesamte Antarktis und Grönland angenommen hatte.

Die Forscher nutzten zur Beobachtung Flugzeuge und überwachten die Eisdecke per Satellit. Das Team fand zudem heraus, dass das Felsgestein, über das die meisten Gletscher flossen bevor sie losgelöste Eisschollen wurden, tiefer ist als angenommen.

Auch in Europa sieht es früheren Untersuchungen zufolge nicht besser aus: Die Schweizer Gletscher sind im Beobachtungszeitraum 2002/2003 so stark geschmolzen, wie es noch nie zuvor gemessen wurde. Das berichtete die Glaziologische Kommission der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (SANW). Der heiße Sommer 2003 hatte Österreichs Gletschern massiv zugesetzt. Alle 107 vom Österreichischen Alpenverein (OeAV) beobachteten Gletscher waren kleiner geworden. Im Schnitt gingen die Gletscher-Enden um 22,9 Meter zurück. Das ist der höchste Wert seit 1959, heißt es im Gletscherbericht 2003.

AP

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