Mehr als die Hälfte der Pflanzen in Europa ist nach Einschätzung eines internationalen Forscherteams durch den Klimawandel gefährdet. Selbst bei den strengsten Maßnahmen der Staaten gegen eine Zunahme der Treibhausgase hätte die Erderwärmung "schwerwiegende Auswirkungen", sagte Sandra Lavorel des Forschungsinstituts für alpine Ökologie in Grenoble am Montag. Das Forscherteam mit französischen, portugiesischen, britischen und schwedischen Mitarbeitern präsentiert die Studie in den Berichten der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS, www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.0409902102) vom Dienstag.
Bergwelt besonders betroffen
Besonders betroffen sei die Bergwelt Europas wo - je nach den Szenarien mit einem angenommenen Anstieg der Temperaturen zwischen 1,8 und 3,6 Grad Celsius - bis 2080 bis zu 42 Prozent der Pflanzenarten verschwinden könnten. Die Forscher sagen der europäischen Naturlandschaft eine tief greifende Veränderung voraus. "Im Norden Europas wird man viele Pflanzenarten aus den gemäßigten Klimazonen finden, während die Mittelmeer-Flora sich nach Zentraleuropa ausdehnen wird", heißt es in der Studie.
Das Team unter Leitung des Franzosen Wilfried Thuiller vom Südafrikanischen Institut für Biodiversität in Kapstadt hat die Verteilung von 1350 europäischen Pflanzen in sieben verschiedenen Klimaszenarien berechnet. Zudem wurde die Frage untersucht, ob die Pflanzen in günstigere Klimazonen abwandern oder nicht. Unter der Annahme, dass es keine solche Ortsveränderung gibt, könnten nach der Prognose 22 Prozent aller untersuchten Pflanzen als extrem gefährdet angesehen werden. Zwei Prozent davon gäbe es bis 2080 bereits nicht mehr. Positiver sieht das Szenario für die Annahme aus, dass die Pflanzen in andere Gebiete übersiedeln.
DPA