Kristallbildung Schneeflockenkunde: Nur echt mit sechs Ecken

Wer seine Wohnung zur Festzeit mit weißen Flocken schmückt, nimmt es mit der Realität nicht so genau. Achteckige Flocken gibt es nur als Dekoration.

Weihnachtsschmuck in den Fenstern, aufwendig dekorierte Straßen, Bäume und Ladenzeilen. Wer allerdings seine Wohnung oder sein Geschäft zur Festzeit mit weißen Flocken schmückt, nimmt es mit der Realität nicht so genau. Über die Schneeflocken in Schaufenstern amüsiert sich der Direktor des Institutes für Meteorologie der Universität Leipzig, Georg Tetzlaff. «Die sehen oft völlig falsch aus», sagt der Wissenschaftler. Achteckige gebe es nur in den Dekorationen. Die echten Flocken sind in ihrer Grundstruktur stets sechseckig. «Das liegt an den Gesetzen der Bildung von Kristallen.»

Das macht die Schneeflocken nach Ansicht von Werner Schmidt vom Institut für Mineralogie, Kristallographie und Materialwissenschaft der Universität Leipzig aber keineswegs langweilig. Nadeln, Plättchen, Säulen oder filigrane Bäume: Je nach der in der Höhe vorherrschenden Temperaturen können Flocken unterschiedlichste Gestalt annehmen. «Keine Schneeflocke fällt in ihrer Form zwei Mal vom Himmel», sagt Schmidt.

Am Anfang sind die Eiskristalle nur einen Zehntel Millimeter groß. Wenn sie schließlich schwer genug geworden sind, beginnt der Fall. Durch die Luftfeuchtigkeit wachsen sie weiter an und werden schließlich auch für das menschliche Auge sichtbar. Die feinen, kleinen Schneeflöckchen fallen bei Temperaturen ab minus zwei Grad. Ist es wärmer, entstehen großen Flocken. «In diesem Fall schmelzen die kleinen Eiskristalle an den Enden und pappen zu den großen Büscheln zusammen», erläutert Tetzlaff.

Schnee ist nicht weiß

Sein Kollege Schmidt räumt mit einem anderen Vorurteil auf. «Schnee ist nicht weiß, sondern durchsichtig.» Da die Kristalle das Licht jedoch millionenfach reflektieren und brechen, erstrahlt der Schnee weiß.

Schnee fällt nach Angaben von Tetzlaff bei eher ruhigen Vertikalbewegungen in der Luft. Hagel entsteht dagegen, wenn Luftmassen mit großer Vehemenz vorbeirauschen. «Hagelkörner beginnen ihre Existenz übrigens auch als Schneekristall», sagt Tetzlaff. Seine schalenförmige Struktur erhält das Hagelkorn dann aber durch wiederholtes Aufsteigen und Fallen zwischen Wolkenschichten mit unterschiedlichen Temperaturen.

Das Geschehen in einer Wolke ist ein wichtiges Forschungsgebiet im Leipziger Institut für Meteorologie. Mit Hilfe von mathematisch konstruierten Wolkenmodellen beschäftigt sich das Institut mit Fallgeschwindigkeit und Größe der Niederschlagsteilchen. Damit sollen die bislang noch ungenauen Aussagen von Radarsignalen über den realen Regen oder Schneefall verbessert werden. 80 Teilchengrößen des Niederschlags werden in einem Forschungsprojekt unterschieden. So sollen Radargeräte darauf eingestellt werden, Messergebnisse besser zu interpretieren.

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