Sie kennen kein Tageslicht, sind noch nie über eine grüne Wiese gelaufen oder haben ihre Nase in einen Kaninchenbau gesteckt. Versuchs-Beagle leben extrem reizarm und werden direkt in den pharmazeutischen Instituten für die Forschung gezüchtet. Die Industrie testet an ihnen neue Medikamente und chemische Präparate. Für manche endet das Leben auch im Labor, denn viele der Tiere müssen nach den Versuchen eingeschläfert werden, ohne jemals ein normales Hundeleben geführt zu haben. Andere haben mehr Glück. Sie kommen frei. Um solche ausgedienten Labor-Hunde kümmert sich Gisela Wertich, die 2008 für ihre ehrenamtliche Arbeit den hessichen Tierschutzpreis bekommen hat. "Die Hunde leiden für uns und haben es verdient, dass man gut für sie sorgt", sagt sie.
Mit welchen Instituten die "Laborbeaglehilfe" zusammenarbeitet, verrät der Verein nicht. "Wir kooperieren nur mit vertrauensvollen Instituten und Unternehmen, die wir alle vorher besichtigt haben. Und wir distanzieren uns konsequent von unseriösen Versuchen", betont Wertich. Gewisse Tests ließen sich leider nicht vermeiden, umso wichtiger sei es deshalb sich dieser Tiere anzunehmen. "Mit Tierquälerei wollen wir nichst zu tun haben", so Wertich. Der Fokus des Vereins läge vielmehr darin, die Hunde nicht nur in Familien zu geben, sondern diese auch nach der Vermittlung weiter zu betreuen. "Es finden regelmäßige Beagle-Treffen statt und wir stehen bei Fragen und für Problemen zur Verfügung."
Schritt für Schritt Vertrauen fassen
Wer sich für einen Hund aus einem Versuchslabor entscheidet, braucht vor allem zwei Dinge – Zeit und Geduld! Denn die Tiere kennen bis auf ihre Artgenossen und Menschen in weißen Kitteln rein gar nichts. "Die neuen Besitzer müssen den Hund dabei unterstützen, die fremde Umgebung kennenzulernen. Manches dauert bei ihnen länger aber es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Tiere Schritt für Schritt Vertrauen fassen", sagt Wertich, die selbst ein Beagle-Fan ist. Medizinisch stellen die Hunde dabei kein Risiko für Menschen dar. Jeder Hund, der von den jeweiligen Instituten freigegeben wird, war vorher beim Tierarzt. "Darauf legen wir großen Wert. Eltern müssen somit auch keine Angst um ihre Kinder haben. Im Gegenteil sogar, denn Beagle gelten als ausgesprochene Familienhunde", so die Tierschützerin.
In den vergangenen Jahren hat die "Laborbeaglehilfe" etwa 400 Hunde bundesweit vermittelt. "Wir achten sehr darauf, wohin die Hunde kommen. Wir würden beispielsweise zwei Berufstätigen nie ein Tier geben, da die gar keine Zeit übrig haben", sagt Gisela Wertich. Bezahlen müssen die neuen Herrchen einen Unkostenbeitrag, wenn sie einen Beagle wollen. Für einen zweijährigen Hund werden beispielsweise 250 Euro Schutzgebühr verlangt. Diese Summe reduziert sich in 50-Euro-Schritten bis auf 100 Euro bei einem achtjährigen Tier. Aussuchen kann man sich bei der Vermittlung die Tiere allerdings nicht. "Es funktioniert bei uns nicht so wie im Tierheim, dass man an Zwingern vorbeigeht und sich einen Hund aussucht und mitnimmt", erklärt Wertich. Es gilt das Überraschungs-Prinzip: Die Familien melden zunächst ihr Interesse an und werden daraufhin vom Verein geprüft. Sobald eines der Institutes Tiere freigibt, werden diese direkt zu den Familien gebracht. "So wollen wir vermeiden, dass es für die Hunde noch eine weitere Zwischenstation gibt. Wir haben damit recht gute Erfahrungen gemacht", sagt Gisela Wertich. Welcher Hund dann in welche Familie kommt ist Schicksal.
Kein illegaler Kampf, sondern stille Mission
Die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins verstehen sich als Tierschützer. Militante und illegale Befreiungsaktionen von Tieren aus Versuchslaboren verurteilen sie dabei strickt. "Wir glauben, dass wir mit unserer Arbeit im Stillen den Hunden mehr helfen als mit extremen Aktionen", sagt Gisela Wertich. "Solche Hunde haben einfach ein gutes Zuhause verdient."