Zahlen sind die Bausteine des Universums: mit ihnen können wir Entfernungen, Größen und Räume berechnen. In Zusammenhang mit Gefühlen wurden sie hingegen seltener gebracht. Ein US-Mathematiker will nun eine Formel gefunden haben, mit der er nach eigenen Angaben die Erfolgsaussichten von Ehen berechnen kann. Die Gleichung beruht im Wesentlichen auf Daten über das Verhalten von Paaren im Streit, wie John Gottmann in Seattle erklärte. In einer 20-jährigen Studie habe er dafür das Konfliktlösungsverhalten von mehr als 600 Paaren auf Video aufgezeichnet und ausgewertet.
Das menschliche Konfliktlösungsverhalten lasse sich mathematisch oder mittels einer einfachen Grafik ausdrücken, sagte Gottmann auf einer Konferenz des Amerikanischen Verbands für Wissenschaftlichen Fortschritt (AAAS). Gottmann unterscheidet drei verschiedene Typen von Beziehungen, die seiner Ansicht nach dauerhaft halten.
Gleich und gleich gesellt sich gern
Gute Chancen haben Paare, die einem Streit grundsätzlich aus dem Weg gingen. Falls diese Männer und Frauen unterschiedlicher Meinung seien, "werden sie sich niemals streiten. Sie werden dem anderen zuhören, aber sie werden nicht versuchen, ihn umzustimmen. Die Ehen dieser "Ausweichler" seien zwar unter Umständen emotionsarm und distanziert, jedoch von Dauer.
Zum zweiten Typ gehören laut Gottmann sprunghafte Beziehungen - "wie zwei Anwälte in einem Gerichtssaal, (...) sie können sich über einen heruntergefallenen Hut streiten". Auch solche Verbindungen hielten trotz ständiger und hitziger Streits in der Regel lange. Die dritte Gruppe bezeichnete der Wissenschaftler als "bestätigende" Paare: Diese hören dem Partner zu, respektieren seine Meinung und streiten sich nur gelegentlich. "Sie suchen sich ihre Streitpunkte aus", sagte Gottmann.
Gemeinsam einsam: "Ausweichler" und hitzige Diskutierer
Schwierig wird es, sobald zwei unterschiedliche Streittypen aufeinander treffen. Wenn beispielsweise ein hitziger Diskutierer der zweiten Gruppe auf eine "Ausweichler"-Frau treffe, sei die Scheidung nach Meinung von Gottmann in der Regel programmiert.
Für die Datenbank wertete der Forscher nicht nur die Argumente der streitenden Paare aus, sondern auch ihre Körpersprache und Mimik. Für Gefühle wie Wut, Grobheit oder Feindseligkeit gab es Minus und für Humor und liebevollen Umgang mit dem Partner Pluspunkte. Diese Daten wurden anschließend als Kurve grafisch dargestellt.
Sobald ein Paar dabei steil unter einen so genannten neutralen Punkt abrutscht, deutet dies laut Gottmann auf eine Scheidung innerhalb der kommenden fünf bis sechs Jahre hin. Ein sanfteres Abrutschen lasse eine Trennung innerhalb von 16 Jahren erwarten. Paare, die über dem neutralen Punkt liegen, dürfen dem Mathematiker zufolge hingegen mit einer glücklichen Ehe rechnen.