Jahrzehnte lang fristeten die Gehege im Stil des 19. Jahrhunderts ein Schattendasein - mäßige 700.000 Besucher zog der Tierpark pro Jahr an. Sogar die Schließung stand zur Diskussion. Doch zum Jubiläum hat der Zoo einen tief greifenden Wandel durchgemacht. Initiator und Spendensammler für diese »Elefantenaufgabe« ist der Direktor Helmut Pechlaner. Seit zehn Jahren hat er die alten Gebäude durch neue Anlagen ersetzt. So bekamen Affen, Geparden und Meerestiere neue Behausungen, die sich in der Regel mit dem Prädikat »modernste Anlage weltweit« schmückten.
Tiere sollen zusammenleben
Zum Jubiläum präsentiert sich der Schönbrunner Tiergarten den jährlich 1,7 Millionen menschlichen Gästen von Grund auf neu. Als letzter Clou wird in diesem Sommer das »Regenwaldhaus« auf 1.200 Quadratmetern eröffnet. Nachgebaut wurde hier ein Bergregenwald mit 40 Vogelarten, Riesenschlangen, Schildkröten, Fischen und Fröschen. Einige veraltete Käfige, in denen die Tiere auf zu kleinem Raum untergebracht waren, wurden als abschreckende Beispiele erhalten. Heute gehört die Einzeltierhaltung endgültig der Vergangenheit an. »Tiere, die sich vertragen, sollen auch zusammenleben«, lautet die Philosophie des Direktors. Entsprechend wurden zum Beispiel Giraffen mit Marabus und Schwarzkopfschafen in einem Gehege zusammengefasst.
Erfolg mit Elefantennachwuchs
Der letzte Erfolg dieses neuen Konzeptes ist das Elefantenbaby »Abu«, das im April seinen ersten Geburtstag feierte. Es ist der erste durch künstliche Befruchtung gezeugte Elefantennachwuchs in einem europäischen Zoo. Inzwischen hat sich der Tiergarten zum umworbenen Sympathieträger entwickelt. Finanzstarke Firmen haben Patenschaften übernommen und Schauspieler sowie Politiker treten mit einem Tier auf, dem sie charakterliche Ähnlichkeiten nachsagen.
Zuerst waren Giraffen »hip«
Aufsehen erregte der Zoo schon im 19. Jahrhundert. Die Ankunft der ersten Giraffe 1828 löste unter den Wienern große Begeisterung aus. In Mode kamen Hüte, Kleider und Schuhe in Giraffenmuster, es wurde »Giraffen-Galopp« getanzt, zur Aufführung gelangte sogar eine »Giraffenoper«. Das Tier war ein Geschenk des Königs von Ägypten. Weil ein geeigneter Waggon fehlte, musste es vom Hafen Triest den weiten Weg bis nach Wien zu Fuß gehen.
Kaiserliches Geschenk
Die Geschichte des Tierparks begann jedoch viel früher. 1752 ließ der Mann der Habsburger Kaiserin Maria Theresia, Franz Stephan von Lothringen, einen Pavillon errichten. Um den achteckigen Bau ordnete er die ersten Tierkäfige an und konnte so auch bei Regen seine »Tierstudien« betreiben. Von einer Expedition in die Karibik brachte der Kaiser exotische Tiere und Pflanzen nach Schönbrunn. Diese Sensationen wurden vom Kaiser auch der Bevölkerung zugänglich gemacht. Nach Einrichtung einer Kutschverbindung von der Innenstadt in den Vorort Schönbrunn entwickelte sich die Anlage schnell zu einem der beliebtesten Ausflugziele.
Anna Ausserer