Die elektrischen, mechanischen und thermischen Tests sind in der Schlussphase. Bis zum Jahresende muss das erste europäische Raumschiff für einen Besuch unseres Nachbarplaneten Mars topfit sein. Im südfranzösischen Toulouse wird die Mars Express genannte Sonde derzeit auf Herz und Nieren für ihren riskanten Trip getestet. Im Februar dann wird sie in die kasachische Wüste gebracht, auf das russische Startgelände nahe Baikonur. Im Juni 2003 soll der Mars Express samt einem Landegerät von dem Arbeitstier der russischen Raumfahrt, einer Sojus/Fregat-Rakete, in den Weltraum gehievt werden. An Weihnachten ist dann die Zeit des Stelldicheins mit dem Roten Planeten gekommen.
Ferrari-Rot wird für »raumfahrttauglich« erklärt
Als Werbegag für die Raumfahrt mit an Bord ist, fein säuberlich in einen Spezialglasbehälter gefüllt, eine Probe der roten Ferrari-Farbe »Rosso Corsa«. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hatte die von Formel-1-Erfolgen verwöhnte Scuderia Ferrari gebeten, einem noch schnelleren Gefährt einen Dienst zu erweisen: So wird das Ferrari-Rot das selbst bei Weltmeister Michael Schumacher nie vorstellbare Tempo von 10 800 Kilometern in der Stunde erfahren. Öffentlichkeitswirksam wurde Ferrari-Rot jetzt in Toulouse für »raumflugtauglich« erklärt.
Die alles in allem 300 Millionen Euro teure Mission wird unter der Mars-Oberfläche nach Wasser suchen, also nach unterirdischen Flüssen und Seen, nach Permafrost und so genannten Aquiferen (Schichten, die Wasser führen). Wasser muss her, wenn eines Tages Menschen auf dem kargen Boden des Nachbarn Fuß fassen sollen. Bevor der Mars Express allerdings für ein Mars-Jahr von 687 Tagen in eine Umlaufbahn um den Planeten einschwenkt, gibt die Sonde noch das kleine Landegerät frei. Es soll die Felsformationen begutachten sowie an Ort und Stelle auch Bodenproben analysieren. Unterdessen analysiert die Muttersonde mit sieben Instrumenten den Mars-Aufbau, die Atmosphäre und die Geologie.
Die Europäer wollen auch eine Rolle in der internationalen Erforschung des Mars spielen, die in den kommenden beiden Jahrzehnten einen Gang zulegen wird. Der europäische Raumfahrtriese Astrium ist Hauptauftragnehmer des Projektes, bei dem auch eine hochauflösende deutsche HRSC-Kamera an Bord sein wird. Marsis heißt das Instrument, das bislang als einziges seiner Art aus der Umlaufbahn heraus bis zu fünf Kilometer tief im Marsboden nach Wasser oder Eis suchen kann.
»Isidis Planitia« als Landeplatz für Beagle 2 vorgesehen
Landeplatz für Beagle 2 ist die Ebene Isidis Planitia unmittelbar nördlich des Äquators, wo das südliche Krater-Hochland an das flache Tiefland weiter nördlich stößt. Sechs Monate lang soll das Landegerät ganz gezielt (per Mini-Bohrer) Spuren von organischen Leben suchen.
Der Zeitpunkt für das Abenteuer kann nicht günstiger sein. Denn im Juni sind Erde und Mars nur etwa 55 Millionen Kilometer voneinander entfernt. Und das kommt lediglich alle 17 Jahre vor. Risikoreich ist der Flug dennoch, und die europäische Raumfahrt ist sich dessen wohl bewusst. Denn die ESA muss sparen. »So ist das, wenn man nicht viel Geld investiert, also ein kleines Projekt vorbereitet«, erklärt der Projektmanager Rudolf Schmidt zur Frage der Sicherheitsrisiken. Die Amerikaner geben weit mehr Geld für ihre zahlreichen Mars-Flüge aus - und jetzt wollen auch die Europäer einmal zeigen, was sie können.