Die selbstlosen Charaktere unter den Männchen des Gemeinen Seitenfleckleguans erkennen sich an einer blau gefärbten Kehle. So können sie leichter zueinander finden und Männerbünde bilden, in denen sie zu zweit ihr Territorium verteidigen - wobei ein Tier manchmal sein Vaterglück zugunsten der Verteidigung seines Partners aufgibt. Verantwortlich für dieses altruistische Verhalten sind mehrere genetische Faktoren, wie amerikanische Wissenschaftler herausgefunden haben. Über ihre Arbeit berichten die Forscher um Barry Sinervo von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz im Fachmagazin "PNAS".
Leguane spielen "Schere, Stein, Papier"
Unter den Männchen einer Leguanart gibt es Exemplare mit blauer, gelber und orangefarbener Kehlfärbung, die jeweils eine andere Paarungsstrategie verfolgen. Blau gefärbte Männchen arbeiten zu zweit zusammen, um ihr Territorium zu verteidigen. Orange gefärbte Männchen sind sehr aggressiv und bedrohen andere Männchen, um deren Territorien und Weibchen zu erobern. Gelbe Männchen schleichen sich in unbeobachteten Momenten in fremde Territorien und paaren sich dort mit den allein vorgefundenen Weibchen.
Das Resultat dieser verschiedenen Strategien ist eine Art "Schere, Stein, Papier"-Spiel, da jede Farbe jeweils stärker ist als die eine und schwächer als die andere Farbe. Dadurch geht die Leguanpopulation durch Phasen, in welchen jeweils eine Farbe dominiert. Jedoch kann keine Farbe langfristig die Vorherrschaft übernehmen.
Bei Gefahr pflanzt sich nur eines der Männchen fort
In ihrer Arbeit untersuchten die Wissenschaftler um Sinervo die blau gefärbten Tiere über 18 Generationen und hielten ihre genetischen Merkmale und ihren Fortpflanzungserfolg fest. Demnach pflanzt sich in der Männerpartnerschaft nur ein Männchen fort, wenn viele Angriffe durch orangefarbene Tiere drohen. Gibt es in der Gesamtpopulation in einer Phase nur wenige orangefarbene Leguane, profitieren beide blauen Männchen von dem Schutzbund und pflanzen sich mit großem Erfolg fort. Solche Phasen von gegenseitigem Nutzen könnten erklären, wie sich altruistische Gene in der Evolution entwickeln konnten, erklären die Forscher, da selbstloses Verhalten keinen auf Anhieb erkennbaren Nutzen bringt.
Zusätzlich zu dem Gen, das die blaue Kehlfärbung kontrolliert, bestimmen noch mindestens drei weitere genetische Faktoren das altruistische Verhalten der Tiere, schreiben die Wissenschaftler. Das erkläre auch die Existenz von Einzelgängern mit blauer Kehlfärbung, die keine Partnerschaften mit anderen Männchen eingehen. Diese Tiere besitzen nicht das komplette Set der Gene, die für kooperatives Verhalten verantwortlich sind.