WALDSCHADENSBERICHT Deutscher Wald in kritischem Zustand

Jeder vierte Baum in deutschen Wäldern ist schwer krank, so der Waldschadensbericht 2001. Als hauptsächliche Schadensursache gelten die Stickstoffemissionen aus der konventionellen Landwirtschaft.

Der Zustand des deutschen Waldes bleibt schlecht. Fast jeder vierte Baum in deutschen Wäldern ist schwer krank. Das geht aus dem Waldschadensbericht für 2001 hervor, den das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin vorstellte. Der Zustand bleibe weiterhin Besorgnis erregend, erklärte Staatssekretär Gerald Thalheim. »Eine kurzfristige Entwarnung ist nicht zu erwarten«. Hauptverursacher der Waldschäden seien Stickstoffbelastungen aus Landwirtschaft und Verkehr.

Buchen und Eichen am stärksten betroffen

Zwar habe sich der Zustand der Waldbäume seit 1996 stabilisiert, doch zwei Drittel der Wälder wiesen erkennbare Schäden auf, betonte Thalheim. Buchen und Eichen seien am stärksten betroffen. Ein Drittel der Bestände sei deutlich geschädigt. Nadelbäume sind dem Bericht zufolge hingegen etwas besser dran: Nur 26 Prozent der Fichten und 14 Prozent der Kiefern seien schwer krank.

Regional große Unterschiede

Der Bericht macht auch große regionale Unterschiede deutlich. So hätten die Baumschäden in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz zugenommen, während in Hessen und Schleswig-Holstein eine leichte Besserung stattgefunden habe.

Größte Belastung kommt aus der Landwirtschaft

Die Schadstoffbelastungen habe sich in den letzten Jahren deutlich verändert, betonte Thalheim. Heute sei nicht mehr Schwefel, sondern Stickstoff das Übel für die Waldgesundheit. Zwei Drittel aller Stickstoffemissionen stammen den Angaben zufolge aus der Landwirtschaft. »Hier ist das Ministerium gefordert«, betonte der Staatssekretär. Ziel sei es, den Schadstoffausstoß bei der Gülle-Düngung und der Nutztierhaltung zu reduzieren.

Die Umweltorganisation Robin Wood erklärte, die Massentierhaltung sei einer der Hauptschuldigen am Waldsterben. Verbraucherministerin Renate Künast habe diesen Zusammenhang bisher jedoch nicht in den Vordergrund gerückt. Die Stickstoffbelastung bringe das Waldökosystem an den Rand des Kollapses.

BUND: Schäden werden nicht länger verharmlost

Der Naturschutzorganisation BUND begrüßte, dass die Waldschäden nicht länger verharmlost würden. Erstmals würden Bäume ohne sichtbare Schäden im Bericht der Regierung nicht mehr als vollkommen gesund bewertet.

Erholung ist kurzfristig nicht zu erwarten

Die Stiftung Wald in Not erklärte, dass die Baumschäden immer noch deutlich höher seien als zu Beginn der Erhebung Mitte der 80er Jahre. Grünen-Politikerin Steffi Lemke wies darauf hin, dass eine spürbare Erholung der Wälder kurzfristig nicht zu erwarten sei. Die bisherigen Schritte zur Luftreinhaltung reichten noch nicht aus.

Besonderer Schutz für Laubbäume gefordert

Die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Heidi Wright, forderte besonderen Schutz für Laubbäume, etwa durch Nationalparks. Die FDP bemängelte, der Bericht zeige ein verzerrten Bild. Die Erhebung sei neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht angepasst worden, kritisierte der agrarpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Ulrich Heinrich.

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