Walfang Aktivisten greifen mit Buttersäure an

Seit Monaten kämpfen Umweltaktivisten in der Antarktis gegen eine japanische Walfangflotte. Jetzt ist es zu einem neuen Höhepunkt gekommen: Mit Buttersäure haben die Tierschützer die Walfänger auf hoher See angegriffen. Japan spricht von einem "terroristischen Angriff".

Bei einem Buttersäure-Angriff auf ein japanisches Walfangschiff in der Antarktis haben Umweltaktivisten nach Auskunft japanischer Behörden drei Menschen verletzt. Mitglieder der militanten Gruppe Sea Shepherd hätten von ihrem Schiff aus Umschläge mit weißem Pulver sowie Flaschen mit Buttersäure auf das Walfangschiff "Nisshin Maru" geworfen. Drei Menschen seien in Behandlung. Paul Watson, Chef von Sea Shepherd und Kapitän des Schiffes "Steve Irwin", bestätigte den Angriff, bestritt aber, dass es Verletzte gegeben habe. Japan sprach von einem "terroristischen Angriff" und bestellte die Botschafter Australiens und der Niederlande ein.

Eine Stunde lang hätten die Umweltaktivisten die "Nisshin Maru" beworfen, teilte die japanische Fischereibehörde mit. Anschließend hätten zwei japanische Besatzungsmitglieder und zwei Offiziere der Küstenwache über brennende Augen geklagt. Drei von ihnen hätten sich in Behandlung begeben, um ihre Augen auswaschen zu lassen.

Ein "gewaltloser, chemischer Krieg"

Watson sagte der australischen Nachrichtenagentur AAP: "Wir haben alles gefilmt und fotografiert. Nicht ein einziges Ding landete in der Nähe der Besatzung." In einer Erklärung betonte er, seine Gruppe führe einen "gewaltlosen, chemischen Krieg", benutze aber "nur organische, ungiftige Stoffe, die belästigen und den illegalen Walfang beenden sollen". Der beißende Gestank der Buttersäure, die in ranziger Butter auftaucht und als weißes Pulver oder in flüssiger Form existiert, dürfte den Walfang für einige Tage unterbrechen, sagte er. Das weiße Pulver sorge außerdem für eine rutschige Oberfläche an Deck: "Wenn sie versuchen, es abzuwaschen, wird es nur noch schlimmer."

"Unverzeihlicher Akt"

Japan nannte die Umweltaktivisten "Terroristen". Der Angriff sei ein "unverzeihlicher Akt", der einem japanischen Schiff einen "nicht zu rechtfertigenden Schaden" zugefügt habe, sagte der Regierungssprecher Nobutaka Machimura in Tokio. Außerdem sei die Sicherheit der Besatzung verletzt worden, die "in internationalen Gewässern legal" arbeite. Als erste Konsequenz bestellte Tokio die Botschafter Australiens und der Niederlande, Murray McLean und Alphons Hamer, ein. In Australien hatte die "Steve Irwin" ihren jüngsten Zwischenstopp eingelegt, in den Niederlanden ist das Schiff registriert. Australiens Außenminister Stephen Smith verurteilte in einer Erklärung jegliche Gewalt zwischen Walfang-Gegnern und -Befürwortern. Australien lehnt den Walfang ab.

Zwangspause wegen Treibstoffmangels

Bereits im Januar war es Sea Shepherd gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace gelungen, mit verschiedenen Störaktionen die japanische Fangflotte von ihrer Arbeit abzuhalten. Wegen Treibstoffmangels mussten sie ihre Aktionen jedoch abbrechen und zum Auftanken die Antarktis verlassen. Japan nahm den Walfang Anfang Februar wieder auf.

Die japanische Flotte will 2008 wie jedes Jahr etwa tausend Wale jagen und schlachten. Nach offizieller Darstellung dient die Jagd wissenschaftlichen Zwecken. Japan bedient sich dabei eines Schlupflochs im Walfang-Moratorium von 1986, das den Fang der Meeressäuger zu kommerziellen Zwecken untersagt. Zugleich macht Tokio keinen Hehl daraus, dass das Walfleisch letztlich in die Supermarktregale des ostasiatischen Landes kommt.

AFP
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