500 Millionen Jahre alt Urzeit-Lebewesen ohne Anus: Forschende finden Erklärung für die seltsame Tierart

Das Meereswesen Saccorhytus in einer Illustration.
Das Meereswesen Saccorhytus in einer Illustration.
© Jian Han
Das Meereswesen Saccorhytus gab der Wissenschaft Rätsel auf. Zunächst galt es als der früheste Vorfahre des Menschen, doch neue Erkenntnisse zeigen, dass das 500 Millionen Jahre alte Tier ganz anders einzuordnen ist.

2017 wurde der "Saccorhytus coronarius" entdeckt: Ein nur 1,5 Millimeter großes Meereswesen, das – wie es Wissenschaftler:innen ausdrücken – "wie ein wütender Minion" aussieht. Sein Alter wird auf circa 535 Millionen Jahre datiert, der Saccorhytus galt damit eine Zeit lang als womöglich frühester Vorfahre des Menschen.

Die Forschenden sortierten das Tier als Neumünder ein, zu dieser Gruppe gehören auch die Wirbeltiere. Doch neue Erkenntnisse zeigen, dass dies wohl eine Fehleinschätzung war.

Eine neue Studie, die ein Team von Forschenden aus den USA und China veröffentlichte, klassifiziert den Saccorhytus nun als Mitglied der Häutungstiere. Zu diesem Schluss kommen die Wissenschaftler:innen, nachdem sie weitere Fossilien untersucht haben.

Das würde bedeuten, dass das Wesen mit dem frühen Stammbaum des Menschen nichts zu tun hatte, sondern ein Vorfahre von Spinnen und Insekten war.

Körperform des Meereswesens sorgte für Verwirrung

"Fossilien können schwierig zu interpretieren sein und der Saccorhytus ist da keine Ausnahme", erklärte die britische Forscherin Emily Carlisle. Für Verwunderung hatte die Körperform des Saccorhytus coronarius gesorgt: Er hatte ein Maul, aber keinen Anus.

Häutungstiere besitzen normalerweise einen Anus. Nun geht man davon aus, dass das Tier über "eine Öffnung für alles" verfügte: dass also über das Maul Nahrung aufgenommen und überflüssige Substanzen ausgeschieden werden konnten.

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© Bitprojects
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Noch entscheidender für die ursprüngliche Klassifizierung als Neumünder war allerdings die Entdeckung von Öffnungen um das Maul herum, die von den Forschenden als Frühformen von Kiemen angesehen wurden. Das musste nun allerdings revidiert werden.

Mit Hilfe von Synchrotronstrahlung (elektromagnetische Strahlung, die bis in den Röntgen-Bereich reicht) gelang es den Forschenden, detaillierte Bilder des Saccorhytus zu erstellen. "Manche der Fossilien waren so perfekt erhalten, dass sie beinahe lebendig aussahen", sagte Yunhuan Liu, einer der beteiligten Paläontologen.

Auf den Bildern war zu erkennen, dass es sich nicht um Öffnungen, sondern abgebrochene Stacheln handelte. 

Die Forschenden gehen davon aus, dass das Tier am Meeresboden lebte, da es keine Glieder zur Fortbewegung hatte. "Wir glauben, dass es einfach nur dagesessen hat – in einer sehr seltsamen Umgebung mit manchen Tieren, die aussahen wie Lebewesen, die wir heute kennen, aber auch vielen, die komplett anders aussahen", so Emily Carlisle.

Quellen: BBC / "Nature" / EurokAlert

epp

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