Dieser Beitrag erschien zuerst bei RTL.de
Mit Inkrafttreten des 9-Euro-Tickets am 1. Juni entstand ein neuer Hype um die Nordseeinsel Sylt. Hunderte Punks aus ganz Deutschland pilgerten nach Westerland um auch einmal deutschen Urlaub zu erleben – und ja, auch um dem klassischen Sylt-Klientel , alt und reich, die Zunge herauszustrecken.
Bei Kaffee und Apfelschorle: Wolfgang Schäuble diskutiert mit Punks auf Sylt
Mittlerweile gibt es auf der Insel sogar ein Protest-Camp. Dort diskutieren politisch Interessierte, wie man Deutschland gerechter machen kann. Am Mittwoch traute manch einer seinen Augen kaum: Mit Wolfgang Schäuble (79) kam ein politisches Schwergewicht mit den Sylter Punks ins Gespräch.
Wolfgang Schäuble (79) diskutiert auf Sylt mit Punks das aktuelle politische Geschehen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Auf seine alten Tage scheut das CDU-Urgestein noch immer keinen Disput. Und während seine Partei-Kollegen Punks vermutlich nur aus dem Fernsehen kennen, drückt sich Schäuble mit fast 80 Jahren nicht vor der Diskussion, erst recht nicht mit dem politischen Gegner deutlich weiter links der Union.
Und so kam es, dass das politische Schwergewicht am Mittwoch inmitten der Punks saß. Bei Apfelschorle und Kaffee wurden vor allem die wichtigen Krisen unserer Zeit besprochen, es soll aber den "Sylter Rundschau" zufolge auch darum gegangen sein, wie Deutschland in Zukunft gerecht werden könnte.
Während die Politiker und Schönen meist nur Urlaub auf Sylt machen, reiste Schäuble ausschließlich für die Diskussion mit Punks nach Westerland. Einfallen lassen hat sich die verrückte Aktion laut dem "Hamburger Abendblatt" der Punker Nimbus, der eigentlich in Mannheim lebt und seit Einführung des 9-Euro-Tickets regelmäßig auf Sylt zu Gast ist. Wie das Blatt weiter berichtet, soll er Schäubles Bundestagsbüro angeschrieben und nur wenig später einen Anruf von dem Politiker bekommen haben.
Punks arbeiteten die ganze Nacht durch, um Treffen mit Schäuble möglich zu machen
Entgegen jedweder Stereotype haben Nimbus und seine Punker-Kollegen demzufolge eine Nacht durchgearbeitet um das Treffen mit allen Sicherheitsrisiken möglich machen zu können. Mit Erfolg! Am Mittwoch rollte der ehemalige Finanzminister mit seinem Rennrollstuhl Richtung Sylter Rathaus. Schäuble im chilligen Polohemd, Nimbus standesgemäß im Karl-Marx-Shirt und grünem Irokesenschnitt.
"Mythos im Meer" – das alte Sylt mal ganz privat

Und Schäuble gefiel offenbar der Plausch: "Ich habe zugesagt unter der Voraussetzung, dass das alles anständig abläuft und das ist es ja und das ist gut", sagte der 79-Jährige der "Sylter Rundschau".
Mit 79 Jahren, bei brütender Hitze, umringt von etlichen Punks dem politischen Diskurs nicht zu weichen, erfordert enormen Respekt. Das kam auch beim Punker-Publikum an. Wie die "Sylter Rundschau" berichtet, endete die Diskussion mit dem CDU-Urgestein mit donnerndem Applaus und "Wolle, Wolle, Wolle"-Rufen.