Stern-Chefredakteur Gesunde Ernährung, das große Misstrauen und die Causa Frank Heppner – Gregor Peter Schmitz über den neuen stern

Das aktuelle stern Cover zeigt Tomaten und Radieschen und hat den Titel "So essen Sie sich gesund und schlank"
Der aktuelle stern mit dem Titelthema "So essen Sie sich gesund und schlank"
© stern
Chefredakteur Gregor Peter Schmitz wirft einen Blick in das aktuelle stern-Magazin. Eine exklusive Studie zeigt, wem die Deutschen heute noch vertrauen. 

Frank Heppner hat Weltstars wie Madonna und Michael Jackson bekocht. Am 7. Dezember 2022, kurz nach sechs Uhr, nahm ihn ein Sondereinsatzkommando der Polizei in einer Wohnung über seinem Restaurant im österreichischen Skiort Kitzbühel fest. Seit jenem Morgen gilt Heppner, 63, auch öffentlich als Beschuldigter in einem der größten Terrorverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Er steht im Verdacht, Teil einer mutmaßlich terroristischen Vereinigung um Heinrich XIII. Prinz Reuß zu sein. Ein vielköpfiges Team von "stern Investigativ" hat nun mithilfe Tausender Seiten Dokumente recherchiert, dass er tief in die mutmaßlichen Terrorpläne der Reichsbürger-Gruppe um Reuß involviert gewesen sein soll. Bei einem Treffen mit den Reporterinnen Tina Kaiser und Birte Meier in München stellte Heppner sich erstmals öffentlich den Vorwürfen und erklärte, warum er die Dinge ganz anders sieht als die Ermittler.

Seit fast 20 Jahren fragt Forsa die Deutschen, welchen Institutionen sie vertrauen. Es ist keine tagesaktuelle Umfrage, sondern eine Tiefenbohrung in die Seelenlage der Bevölkerung. Bei Institutionen, mit denen wir täglich umgehen, ist noch vieles intakt. 81 Prozent der Deutschen vertrauen den Ärzten. Das ist nach der kontroversen Coronazeit ein hoher Wert. 71 Prozent der Beschäftigten vertrauen dem eigenen Arbeitgeber. Auch das ist in Zeiten des Strukturwandels ein gutes Ergebnis. Die staatliche Institution mit dem höchsten Ansehen ist das Bundesverfassungsgericht, zu dem 74 Prozent der Deutschen großes Vertrauen haben. Das Ansehen der Gerichte insgesamt ist mit 71 Prozent sehr hoch. Wir können uns glücklich schätzen, in einem Land zu leben, in dem die Justiz nicht – wie etwa in den USA – in den Strudel von Machtkämpfen gezogen wird.

Doch das muss nicht so bleiben. Bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen könnte die AfD stärkste Partei werden und so auch Richterwahlen beeinflussen. Ein Warnzeichen: Die Anhänger der Rechtspopulisten haben nur zu 34 Prozent großes Vertrauen ins Bundesverfassungsgericht. "Auffällig ist, wie groß das Misstrauen der Anhänger der AfD gegenüber jedem und allem ist", schreibt mein Kollege Lorenz Wolf-Doettinchem, "sie kultivieren ein fatalistisches Weltbild."

Das Ende der Ära Schäuble 

Wolfgang Schäuble war ein großer, bisweilen lauter Politiker, aber auch ein leiser Humorist. Dieser Humor konnte, weil es auch ein scharfer war, in Zynismus umschlagen, etwa als er den Griechen in der Eurokrise sein "isch over" entgegenschleuderte. Er konnte aber auch unfassbar befreiend wirken, etwa als Schäuble kurz nach dem Attentat auf ihn scheinbar gar nicht verstehen konnte, warum er denn nicht mehr in der Politik tätig sein solle. Der stern hat Schäuble über die Jahre eng begleitet, bei seinen Triumphen wie dem Einigungsvertrag und in seinen dunkelsten Stunden wie eben diesem Attentat im Jahr 1990. Einige Jahre später gab er dem Magazin ein Interview, in dem er seine körperliche Behinderung adressierte. "Ein Krüppel als Kanzler?", lautete die Frage auf dem Titel, die Schäuble an die Leser stellte, in der ihm eigenen Härte. Unser Autor Nico Fried sieht im Ende der Ära Schäuble auch das Ende der Ära Kohl.

Wir wissen, dass insbesondere unsere treuen, langjährigen Leser das TV-Magazin des stern sehr schätzen. Von dieser Ausgabe an legen wir es dem Heft in leicht veränderter Form bei: Es bietet mehr Fernsehtipps und eine zusätzliche Rätselseite, der Innenteil ist frei von Anzeigen. Wir hoffen, dass es Ihnen gefällt!

Erschienen in stern 02/2024

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