Die Gegner des Scheidungsverbots im Inselstaat Malta haben einen wichtigen Sieg errungen: Eine Volksabstimmung am Sonntag ergab nach ersten Hochrechnungen mit mehr als 52 Prozent eine knappe Mehrheit für die Einführung eines Scheidungsrechts in dem erzkatholischen Land. Malta ist der einzige europäische Staat, in dem Scheidungen nicht erlaubt sind.
Ministerpräsident Lawrence Gonzi zeigte sich über das Ergebnis zwar nicht erfreut, kündigte jedoch die Einführung einer entsprechenden Gesetzgebung an. Eine Vorlage dafür war im Juni 2010 von einem Mitglied seiner konservativen Regierungspartei ins Parlament eingebracht worden und hatte die Debatte um die Erlaubnis von Scheidungen neu befeuert. Oppositionsführer Joseph Muscat begrüßte die geplante Neuregelung als wichtigen Schritt zu mehr Modernität.
Vorbild des neuen Gesetzes soll Irland sein, wo sich Paare nach einer vierjährigen Trennungszeit scheiden lassen können. Beobachter werten das Votum auch als Stimmungsbild über den Einfluss der katholischen Kirche in dem südosteuropäischen Land, wo 72 Prozent der 400.000 Einwohner regelmäßig zur Sonntagsmesse gehen und beinahe alle Hochzeiten vor dem Altar geschlossen werden.