Alexander der Große Massenhochzeit aus Staatsräson

Je mehr Alexander von Persien in Besitz nahm, desto mehr nahm Persien Besitz von ihm. Der Bund mit Roxane sollte festigen, was der Eroberer begonnen hatte - die Schaffung einer neuen Kultur mit makedonischen und persischen Elementen.

Ausgerechnet die Perser! Diese Barbaren, die einst die Akropolis in Schutt und Asche gelegt hatten, zogen Alexander in ihren Bann. Aristoteles war ganz und gar nicht einverstanden damit. Zu anders, zu fremdartig seien sie, erklärte er seinem Schüler Alexander.

Doch je mehr Alexander von Persien in Besitz nahm, desto mehr nahm Persien Besitz von ihm. Bald hatten die Fremden auch hohe Ränge im makedonischen Heer und in seiner Leibgarde inne. Schließlich untersagte er sogar seinen Vertrauten, ihm zwanglos gegenüberzutreten. Wie vor einen persischen Großkönig solle man vor ihm fallen. Die Perser dankten es ihm. Reihenweise ergaben sich ihre Städte.

Nach der entscheidenden Schlacht gegen den Perser-König Dareios floh dieser Hals über Kopf und ließ Mutter, Frau und Kinder in die Hände Alexanders fallen. Der passte sich den persischen Gepflogenheiten an. Statt die Familie zu ermorden, behandelte er sie mit Respekt. Zu den Aufgaben eines neuen Herrschers in Persien gehörte auch die Übernahme des Hofstaates mitsamt dem Harem, darunter auch Statira, die Frau des Dareios.

Der Eroberer brauchte einen Erben

Offiziell war Alexander immer noch nicht verheiratet. Womöglich teilte er sein Lager lieber mit seinem Gefährten Hephaistion. Doch er brauchte einen Erben. Auf dem Weg nach Indien eroberte er 327 eine Bergfestung. Unter den Gefangenen war ein 16-jähriges Mädchen: Roxane, Tochter eines persischen Adligen. Auf sie fiel die Wahl. Dieser Bund sollte festigen, was Alexander begonnen hatte - die Schaffung einer neuen Kultur mit makedonischen und persischen Elementen.

Als Alexander aus Indien zurückkehrte, waren auch die Töchter des Dareios herangewachsen. Grund genug, noch einmal zu heiraten. Er nahm Barsine zur Frau. Deren Schwester Drypetis gab er seinem Freund Hephaistion. Die Zeremonie in Susa im Zweistromland geriet zur Massenhochzeit. Denn der König wollte, dass sich noch weitere 80 seiner Gefährten mit Töchtern des persischen Adels vermählten, auf dass die Kinder dieser Ehen das Erbe beider Völker in sich trügen. Die Zeremonie folgte persischem Brauch. Die Bräutigame saßen aufgereiht auf Stühlen, dann kamen die Bräute herein. Eine jede setzte sich zu ihrem Mann. Alexander hatte für jede der persischen Frauen eine reiche Mitgift ausgelobt. Außerdem ließ er sich eine Liste der Männer seines Heeres kommen, die bereits vorher eine Perserin geheiratet hatten - darauf standen mehr als 10 000 Namen. Auch diese Paare erhielten großzügige Geschenke.

Doch Alexander der Große konnte das Schicksal nicht zwingen. Gut ein Jahr nach der Hochzeit starb er. Wahrscheinlich war Barsine zu dem Zeitpunkt schwanger, sie wurde kurz nach dem Tod ihres Mannes ermordet.

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Angelika Franz

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