Ukraine-Krieg Putin-Vertrauter und Kreml-Sonderbeauftragter Tschubais tritt zurück

Anatoli Tschubais
Anatoli Tschubais, damaliger Leiter der staatlichen russischen Beteiligungsgesellschaft Rusnano, während eines Nanotechnologie-Forums in Moskau im Jahr 2009
© epa Mikhail Metzel Pool/epa / DPA
Es dürfte ein Paukenschlag im Kreml sein: Der Sonderbeauftragte des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Anatoli Tschubais, gibt seinen Posten auf. Er ist der bislang ranghöchste Politiker, der seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine zurückgetreten ist.

Der Sonderbeauftragte des russischen Präsidenten Wladimir Putin für Beziehungen zu internationalen Organisationen, Anatoli Tschubais, hat seinen Rücktritt erklärt. Dies bestätigte ein Sprecher des früheren Spitzenpolitikers, der stets zum liberalen Lager gerechnet wurde, am Mittwoch in Moskau. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte: "Tschubais ist auf eigenen Wunsch zurückgetreten."

Der Rücktritt des 66-Jährigen soll nach Medienberichten in Zusammenhang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine stehen. Von seinem Sprecher gab es dazu keinen Kommentar. Nach einem Bericht der Tageszeitung "RBK" will Tschubais zusammen mit seiner Frau in die Türkei ausreisen. Dazu sagte Peskow der Agentur Interfax zufolge, dies sei Tschubais "persönliche Sache". Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters wolle Tschubais nicht mehr nach Russland zurückkehren.

Anatoli Tschubais gilt als profilierter Liberaler

Tschubais hatte das Amt als Sonderbeauftragter im Dezember 2020 übernommen. Er hatte unter dem früheren Staatschef Boris Jelzin als Vize-Regierungschef und Leiter der Präsidialverwaltung die Privatisierung der Wirtschaft mit vorangetrieben. Später leitete er jahrelang wichtige Unternehmen. In den letzten Jahren forderte Tschubais weiterhin Wirtschaftsreformen und war einer der profiliertesten Liberalen, die mit der russischen Regierung in Verbindung gebracht wurden.

Kritiker:innen stellten Tschubais als "Kreml-Marionettenspieler" dar, der in den Privatisierungen der 1990er-Jahre in Russland die Vermögenswerte einer ehemaligen Supermacht an eine kleine Gruppe von Oligarchen verkaufte, so Reuters. Für Anhänger:innen Tschubais hingegen war er jemand, der für die Etablierung eines Marktes in Russland gekämpft und verhindert hat, dass es einen Bürgerkrieg gab.

DPA
rw