Türkei Mutmaßlicher Selbstmordanschlag in Ankara – PKK reklamiert Tat für sich

Video: Türkischer Innenminister - Anschlag auf Regierungsgebäude in Ankara
STORY: Auf den Bildern einer Überwachungskamera kann man deutlich eine Explosion sehen, die sich am Sonntag in der türkischen Hauptstadt Ankara ereignet hat. Das Innenministerium sagte, zwei "Terroristen" hätten einen Bombenanschlag auf Ministeriumsgebäude verübt. Ein Angreifer sei bei der Explosion ums Leben gekommen, ein weiterer sei hingegen von Sicherheitskräften "neutralisiert" worden. Medien hatten zuvor berichtet, dass in Ankara nahe dem Parlament und den Ministerien eine Explosion zu hören gewesen sei. Im Anschluss waren vor Ort unter anderem Soldaten, Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge zu sehen. Mehrere Straßen wurden von der Polizei gesperrt. Die Explosion ereignete sich fast ein Jahr nach dem Anschlag in einer belebten Fußgängerzone im Zentrum Istanbuls am 13. November 2022, bei der sechs Menschen getötet und über 80 verletzt wurden.
In der türkischen Hauptstadt Ankara kommt es am Sonntagmorgen zu einer Explosion. Die Regierung spricht kurz darauf von einem Selbstmordanschlag. Die Hintergründe blieben vorerst ungeklärt. Inzwischen hat sich die PKK zu Wort gemeldet.

Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK ist einem Bericht zufolge Drahtzieherin des Bombenanschlags in der türkischen Hauptstadt Ankara. Die Aktion sei eine Reaktion auf das Vorgehen der Türkei in kurdischen Gebieten gewesen, zitierte die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF einen Bericht der HPG, dem militärischen Arm der PKK, am Sonntag.

Der Bombenanschlag hat am Sonntagmorgen die türkische Hauptstadt Ankara erschüttert. Beide beteiligten Angreifer seien getötet und zwei Polizisten leicht verletzt worden, sagte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya. Er verurteilte den Angriff als "Terrorismus".

Die Explosion ereignete sich Medienberichten zufolge auch unweit eines Eingangs zum türkischen Parlament. Einer der beiden Angreifer habe sich in die Luft gesprengt, so das Innenministerium. Den zweiten Beteiligte hätten Polizisten mit einem Schuss in den Kopf getötet. Die Angreifern seien mit ihrem Versuch gescheitert, sich Zugang zu dem Ministerium zu verschaffen.

Anschlag zur Eröffnung der neuen Legislaturperiode

Der Anschlag fiel mit der Eröffnung der neuen Legislaturperiode des türkischen Parlaments zusammen, und er ereignete sich in unmittelbarer Nähe zur Volksvertretung. Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte die Angriffe in seiner Eröffnungsrede ein "letztes Zucken des Terrors". Die "Schurken" hätten ihre Ziele nicht erreicht und würden sie niemals erreichen, so Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Mutmaßliche Bilder des Anschlags zeigten ein Auto, das auf der Straße vor einem Eingang zum Innenministerium hält, eine Person bewegt sich auf den Eingang zu. Wenig später ereignet sich eine Explosion an einer Eingangsschranke. Medien berichteten, die Angreifer hätten das Tatfahrzeug im zentraltürkischen Kayseri geklaut und dessen Fahrer getötet.

Die Generalstaatsanwaltschaft in Ankara verhängte kurz nach dem Angriff eine Nachrichtensperre. Das Innenministerium rief dazu auf, Bilder von vor Ort aus dem Netz zu löschen. Es leitete Ermittlungen wegen Verstößen ein, wie Minister Yerlikaya bekanntgab.

Ort und Datum des Angriffs gaben Stoff für Spekulationen über mögliche Hintergründe der Tat. Auf der Agenda der Parlamentarier steht – wenn auch ohne konkretes Datum – unter anderem die Abstimmung über den Nato-Beitritt Schwedens, den die Türkei seit Monaten blockiert. Ankara fordert von Schweden ein härteres Vorgehen gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Erodgan machte zudem kürzlich Andeutungen, eine Zustimmung des türkischen Parlaments von Kampfdrohnenlieferungen aus den USA abhängig zu machen.

Immer wieder Anschläge in der Türkei

Auch über die Verlängerung der Einsätze des türkischen Militärs im Irak und in Syrien soll nach Angaben des Staatssenders TRT zeitnah im Parlament abgestimmt werden. Die Türkei geht im Nordirak und in Nordsyrien regelmäßig gegen die syrische Kurdenmiliz YPG und die PKK vor. Ankara sieht beide als Terrororganisationen an. Erdogan erklärte am Sonntag zudem, seine Drohung, eines Nachts plötzlich angreifen zu können, sei weiterhin aktuell. Die hatte der Präsident in der Vergangenheit wiederholt mit Bezug auf Syrien und den Irak ausgesprochen.

In der Türkei hat es in der Vergangenheit immer wieder Anschläge gegeben. Im November 2022 explodierte auf der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal eine Bombe. Dabei wurden sechs Menschen getötet. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte die Attentäterin Verbindungen zur syrischen Kurdenmiliz YPG, die die türkische Regierung als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK sieht. Die YPG bestritt, hinter dem Anschlag zu stecken.

2016 wurden bei einem Selbstmordattentat der Terrormiliz Islamischer Staat im historischen Zentrum Istanbuls zwölf Deutsche getötet. Im gleichen Jahr sterben bei Anschlägen in Ankara mehr als 60 Menschen.

Zahlreiche Politiker verurteilten den Anschlag. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte auf der Plattform X, die Nato stehe im Kampf gegen den Terrorismus in Solidarität an der Seite der Türkei. Den verletzten Polizeibeamten wünsche er eine schnelle und vollständige Genesung.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurdes aktualisiert.

AFP · DPA
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