Britischer Premier Nur seine Partei kann Boris Johnson zu Fall bringen – aus reiner Selbstsucht

Englands Pemier Boris Johnson mit gehetztem Blick
Übersteht "das eingefettete Ferkel" ("Daily Mail") auch diesen Skandal? Der britische Premier Boris Johnson.
© Daniel Leal / AFP
Die Skandale während der Amtszeit von Boris Johnson sind so zahlreich, dass er längst nicht mehr im Amt sein dürfte. Doch auch die jüngste Krise überlebt er zunächst wohl – bis seine Partei aus eigenem Überlebenswillen endgültig von ihm abrückt.

Skandale, Lügen, Misstrauensvotum und nun zurückgetretene Minister. Boris Johnson ist mal wieder am Ende. Doch man ahnt schon jetzt, ganz am Ende könnte er wieder da sein, wo er jetzt schon ist: im Amt des britischen Premierministers.

Dass der 58-jährige Konservative an der Spitze der Regierung nichts verloren hat, liegt im Grunde offen zutage. Nur wer es für eine besondere Qualität von Regierungschefs hält, sich aus allen Skandalen heraus zu lavieren, dürfte mit diesem Premier zufrieden sein. Nicht umsonst hat die "Daily Mail" Johnson ein "eingefettetes Ferkel" genannt; einer, der überall durchflutscht. Dabei steht das Blatt traditionell eigentlich auf Johnsons Seite.

Boris Johnson: Ex-Minister nennen ihn inkompetent und unseriös

Nun kann man trefflich über all' die Johnsons dieser Welt streiten. Die eigentliche Frage aber ist: Warum lässt man diese Typen eigentlich gewähren? Wieso darf Johnson den Briten auf der Nase herumtanzen, obwohl der sich eigentlich benimmt wie ein (wenn auch gewählter) feudaler Herrscher? Von einem, dem seine zurückgetretenen Minister Inkompetenz und fehlende Seriösität vorwerfen? 

Vor ein paar Jahren, als Donald Trump immer neue Skandale und Aufreger produzierte und egozentrisch als US-Präsident nicht weniger als die Weltordnung ins Wanken brachte, wurde auch den US-Amerikanern diese Frage gestellt. Nicht zuletzt, weil dieser Mann behauptete, auf offener Straße jemanden erschießen zu können, und trotzdem gewählt werden würde. Immerhin wurde Trump zwischenzeitlich abgewählt, doch er scheint größte Wiederwahlchancen zu haben – und das, obwohl immer deutlicher wird, dass er am 6. Januar 2021 tatsächlich einen Staatsstreich im Sinn hatte; das Aushebeln der US-Demokratie. Warum wird so jemand nicht zum Teufel gejagt?

Minister treten eher aus Selbsterhalt zurück

Das liegt nicht zuletzt am Machtwillen eben jener Minister:innen und Parteien, die einen wie Boris Johnson oder Donald Trump stützen, ihnen aber auch den Zugriff zur Macht verdanken. Die US-Republikaner sind aktuell bereit, sich für eine Rückkehr ins Weiße Haus beinahe komplett selbst zu verleugnen. Und auch die britischen Tories haben Boris Johnson die Verfehlungen immer wieder durchgehen lassen.

Doch der Krug geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht. Dass namhafte Minister und andere Regierungsmitglieder gerade jetzt das Weite suchen, da Johnson zum x-ten Mal ins Wanken gerät, wird bestenfalls zum Teil den Skandalen geschuldet sein. In erster Linie dürfte es den scheinbar reumütig Zurückgetretenen um den eigenen Machterhalt gehen, dem ein oder anderen vielleicht sogar darum, eigene Chancen auf Downing Street 10 zu wahren. Johnsons Macht beruht letztendlich auf einer Wechselbeziehung. Die Partei stützt und schützt ihn, aber wenn es nicht mehr geht, wird sie ihn letztlich skrupellos fallen lassen.

Sollten auch die letzten Tory-Hinterbänkler voller Selbstsucht von ihrem Premier abrücken, könnte das tatsächlich das Ende für Boris Johnson bedeuten. Wenn nicht, ist er ganz am Ende doch wieder da, wo er jetzt schon ist: im Amt das britischen Premierministers. Es wäre eine Schande für die britische Demokratie.