Interview Phoenix-Dolmetscher spricht über seinen Trump-Fauxpas

Der Kopfhörer eines Dolmetschers
Bei der Phoenix-Übersetzung von Donald Trumps Antrittsrede passierte dem Dolmetscher ein Fauxpas
© ViktorCap / Getty Images
Bei der Übersetzung einer Rede von Donald Trump rutscht dem Phoenix-Dolmetscher ein sehr ehrlicher Satz heraus. Ein Gespräch über falsche Knöpfe, Berufsehre und Schurken.

Herr Deja, als Sie am Montag eine Rede Donald Trumps übersetzten, war folgender Satz von Ihnen zu hören: "Sag’ mal, wie lange wollt ihr bei dem Scheiß bleiben?". Wie kam es zu dem Patzer? 
Ich dachte, ich hätte die Räuspertaste gedrückt, die mich stummschaltet. Tatsächlich habe ich aber einen anderen Knopf erwischt – ohne dass ich es bemerkt habe. 

Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie Ihren Ausrutscher bemerkt haben? 
Ein paar Minuten später war dieser Teil meines Einsatzes zu Ende und dann bin ich vor zur Regie. Da war helle Aufregung und da wurde mir schon etwas mulmig. In dem Moment war mir das sehr peinlich. Das ist natürlich sehr unprofessionell und darf einfach nicht passieren. 

Frank Deja
© Frank Deja

Zur Person

Frank Deja arbeitet seit 1987 als Dolmetscher. Der aktuelle Ausrutscher sei sein erster großer Fauxpas, sagt er.

Wie anstrengend ist es, einen Donald Trump zu übersetzen? 
Da gibt es verschiedene Abstufungen. Ich habe überhaupt kein Problem damit, Menschen zu dolmetschen, die anderer Meinung sind als ich. Sonst könnte ich meinen Beruf an den Nagel hängen. Auch einen Donald Trump dolmetsche ich so, dass er so rüberkommt, wie er halt spricht. Ich versuche ihn nicht etwa lächerlich zu machen oder die Stimme komisch klingen zu lassen. Es ist meine Berufsehre, dass ich ihn dem deutschen Zuschauer bestmöglich vermittle. Aber es ist schon eine etwas größere Herausforderung, Dinge zu dolmetschen, die ich als Lügen erkenne und wahrnehme direkt in dem Moment, wo ich sie ausspreche. Ich bin dann wie ein Schauspieler, der einen Schurken spielt. 

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Haben Sie die Reaktionen auf Ihren Ausspruch in den sozialen Medien verfolgt? 
Ich bin in der dinosaurierhaften Lage, dass ich auf keiner Social-Media-Plattform unterwegs bin. Deswegen habe ich von all dem nur indirekt was mitgekriegt, weil Freunde mich ansprechen und mir Nachrichten schicken. Da bin ich auch sehr froh drüber. Wäre ich heute auf irgendwelchen Accounts unterwegs gewesen, wäre ich ja zu gar nichts anderem mehr gekommen. 

Tatsächlich werden Sie ja eher gefeiert als angefeindet. 
Das nennt sich wohl Candystorm, wie ich heute gelernt habe. Wie ein Shitstorm nur mit Herzchen statt ausgestrecktem Mittelfinger.