Nach Amtseinführung "Marsch der Frauen": Hunderttausende gehen gegen Donald Trump auf die Straße

Einen Tag nach der Amtseinführung von Trump wollen Hunderttausende in Washington und anderswo protestieren. Sie wollen ein deutliches Signal an die neue Regierung senden. Es dürfte eine der größten Demos seit langer Zeit werden.

Einen Tag nach der Vereidigung von Donald Trump wollen hunderttausende Menschen in Washington auf die Straße gehen und für ihre Rechte demonstrieren. Die Organisatoren rechnen beim "Marsch der Frauen" am Samstag mit mehr als 200.000 Teilnehmern. Der Protest richtet sich gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz. Es dürfte eine der größten Demonstrationen werden, die das Land in den vergangenen Jahren gesehen hat. Eingeladen sind ausdrücklich auch Männer. Landesweit sind 600 weitere Märsche geplant.

Vier Frauenrechtsaktivisten haben die Demo in Washington initiiert, mitgetragen wird sie von zahlreichen Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen. "Die Rhetorik des vergangenen Wahlkampfes hat viele von uns beleidigt, dämonisiert und bedroht", heißt es in dem Aufruf. Man wolle ein deutliches Signal an die neue Regierung senden, dass Frauenrechte Menschenrechte seien.

Donald Trump: Abfällige Äußerungen über Frauen

Trump hatte sich während des Wahlkampfes wiederholt abfällig über Frauen geäußert. Im Oktober tauchte ein Video aus dem Jahr 2005 auf, in dem er sich damit brüstet, sich gegenüber Frauen alles erlauben zu können. Auch hatte Trump Frauen mehrfach als "hässlich" oder "zu dick" bezeichnet. Trotzdem haben ihm 53 Prozent der weißen Wählerinnen ihre Stimme gegeben.

Die Gender-Expertin Dana Brown sieht in der Wahl Trumps trotzdem keine Niederlage des Feminismus, weil die Mehrheit der Frauen wie die Mehrheit der Bevölkerung für Clinton gestimmt habe. Aber laut Studien sei die Parteizugehörigkeit wichtiger als das Geschlecht: "Am Ende des Tages wählen Republikanerinnen republikanisch und Demokratinnen demokratisch", so Brown im Interview mit dem Schweizer "Tagesanzeiger". Das sei schon immer so gewesen.

Dennoch sei Sexismus in den USA ein noch größeres Tabu als Rassismus: "Viele wollen Frauenfeindlichkeit nicht wahrhaben und zeigen mit dem Finger auf die vielen Studentinnen, die Abschlüsse machen, oder sie zählen Frauen in Führungspositionen auf", so Brown. "Dabei ist der Sexismus tief verankert in der Gesellschaft." Zwar habe sich seit den Siebzigerjahren vieles verbessert, doch von Gleichstellung zu reden sei Hohn - auch wenn 43 Prozent aller republikanischen Wähler die Ziele des Feminismus als erreicht bezeichnen: "Die Aussage dieser Männer sei erschreckend, basiert auf subjektiven Empfindungen - und nicht auf Tatsachen", sagt Brown.

Clintons Niederlage als Erwachen für die Frauen

Die Niederlage Clintons sei daher auch ein Erwachen für die Frauen gewesen, sagt Brown: "Seit der Wahlnacht werden unsere Kurse, die wir zu politischem Aktivismus anbieten, überrannt." Im ganzen Land würden Menschen für die Rechte der Frauen auf die Straße, so auch beim heutigen "Marsch der Frauen" in Washington.

Zunächst sind um 10.00 Uhr (Ortszeit/16.00 Uhr MEZ) nahe des Kapitols mehrere Reden geplant. Sprechen werden etwa die Bürgerrechtlerin Angela Davis, die Feministin Gloria Steinem sowie die Schauspielerin Scarlett Johansson. Der Marsch beginnt um 13.15 Uhr (Ortszeit/19.15 Uhr MEZ) und führt durch Washingtons Zentrum. Etliche Polizisten sichern die Proteste ab. Trump wird am Morgen an einem Gottesdienst in der National Cathedral teilnehmen.

DPA
tim