Wäre das tatsächlich ein Pressesprecher gewesen, müsste man ihn feuern und ihm ein Berufsverbot aussprechen. Aber glaubt man Donald Trump, war es wirklich nicht er selbst, der da geprahlt und angegeben hat.
Dabei gibt es keinen Zweifel mehr, dass die Fragen, die Journalistin Sue Carswell am Telefon für das Magazin "People" stellte, nicht wie behauptet von einem John Miller beantwortet wurden, sondern von Trump selbst. Der Milliardär und heutige Präsidentschaftsanwärter hatte sich als sein eigener Pressesprecher ausgegeben, um in dritter Person über sich selbst sprechen zu können - in den höchsten Tönen, versteht sich.
Donald Trumps Vokabular - und seine Stimme
Es handelt sich um ein Telefoninterview aus dem Jahr 1991, das aufgenommen wurde. Wie die "Washington Post" berichtet, gilt es nach eingängiger Stimmenanalyse inzwischen jedoch als erwiesen, dass es tatsächlich Trump am anderen Ende der Telefonleitung war.
Zu hören ist Trumps Vokabular. Trumps Lieblingsthemen Geld und Frauen. Und auch Trumps Stimme. Das wird rasch deutlich, wenn man sich die Tonaufnahme anhört. Das Gespräch ist gespickt mit Superlativen und Lob der Person Trump. Die "Washington Post", die den Gesprächsmitschnitt auf ihrer Internetseite veröffentlicht hatte, resümiert, der Tonfall sei "selbstbewusst, sogar eingebildet".
New Yorker Reporter, die in den Achtziger und Neunziger Jahren über Trump berichten wollten, hätten es immer wieder mit Anrufen aus Trumps Büro in Manhattan zu tun gehabt, die dann zu Telefongesprächen mit einem John Miller oder auch John Barron - "Sprecher" Trumps - geführt hätten. Beide hörten sich demnach "ganz genau an wie Trump".
Zumindest in dem aufgenommenen Telefongespräch verstrickt sich dieser John Miller auch noch in Ungereimtheiten. Mal sagt er, er sei noch ganz neu in Trumps Kreisen, mal sagt er, er sei ein enger Vertrauter Trumps; jemand, den Trump mag.
"Es geht ihm finanziell enorm gut und er hat vier Freundinnen"
Die Journalistin Carswell hat Fragen zu Trumps Trennung von seiner ersten Ehefrau, dem tschechischen Model Ivana Marie Zelníčková, und zu dessen neuer Beziehung zu dem Model Marla Maples. Als John Miller fragt Trump: "Haben Sie ihn kennengelernt? Er ist ein guter Kerl und er wird niemandem wehtun. Er hat seine Frau gut behandelt und er wird Marla gut behandeln" und er prahlt: "Es geht ihm nach der Scheidung finanziell enorm gut."
Trumps alter Ego nutzt die Gelegenheit, um mit den Frauengeschichten des Milliardärs zu prahlen; John Miller berichtet überraschend redselig über Trumps Liebesleben. "Schauspielerinnen rufen bei ihm an, nur um zu sehen, ob sie mit ihm ausgehen können", gibt der vermeintliche Sprecher an. Zum Beispiel Sängerin Madonna habe unbedingt ein Date gewollt. Er erzählt der Reporterin auch bereitwillig, dass Trump, obwohl er bereits mit seiner neuen Lebensgefährtin Maples zusammenlebe, noch "drei andere Freundinnen" habe.
Ein Pressesprecher, der über intime Details Bescheid weiß - und sie dann auch noch ohne weiteres ausplaudert? Trotzdem: In einem Interview mit dem US-amerikanischen Fernsehsender NBC hat Trump bestritten, selbst hinter John Miller zu stecken. Das auf der Aufnahme klingt überhaupt nicht wie seine Stimme. Nein, er gehe vielmehr von einem Schwindel aus, sagte Trump. Es gebe viele Menschen, die versuchen, seine Stimme zu imitieren.
Nun - überzeugen Sie sich selbst: