Mali hat am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt. Er soll das gebeutelte westafrikanische Land sechs Monate nach dem Krieg gegen Islamisten und Separatisten zurück zur Demokratie führen. Bei der Stichwahl trat der ehemalige Ministerpräsident Ibrahim Boubacar Keita, 68, gegen Ex-Finanzminister Soumalia Cissé, 63, an. Welcher der beiden Politikveteranen das schwere Amt übernehmen wird, soll in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. Beide hatten in der ersten Runde am 28. Juli die 50-Prozent-Hürde verfehlt. Jedoch lag Keita mit fast 40 Prozent der Stimmen vorne.
Über 6,5 Millionen Menschen waren nun erneut zu den Urnen gerufen. Die Beteiligung war Beobachtern zufolge verhaltener als vor zwei Wochen, als fast 50 Prozent der Wahlberechtigten teilnahmen. In dem teilweise sehr unwegsamen Wüstenstaat hielten zunächst heftige Regenfälle die Menschen von den Wahllokalen fern.
Im Laufe des Tages bahnten sich jedoch immer mehr Menschen einen Weg durch Matsch und Schlamm, um ihre Stimme abzugeben. "Alles läuft gut, trotz des Regens", sagte Übergangspräsident Dioncounda Traoré, der selbst bei der Abstimmung nicht antreten durfte. "Wir hoffen, dass genauso viele oder mehr Malier wählen gehen als in der ersten Runde."
Frieden nach Chaos
Über 2000 nationale und internationale Wahlbeobachter waren im Einsatz, um den Ablauf zu überwachen. Zudem sorgten Tausende afrikanische und französische Soldaten für die Sicherheit der Wähler. Wie schon beim ersten Wahlgang wurden keine nennenswerten Zwischenfälle gemeldet.
Dschihadisten und Separatisten hatten im vergangenen Jahr in Mali im Zuge eines Militärputsches gegen den damaligen Präsidenten Amadou Toumani Touré den Norden unter ihre Kontrolle gebracht. Sie begingen bis zum militärischen Eingreifen Frankreichs im Januar schwere Menschenrechtsverletzungen. Zwar wurden sie seither weitgehend aus der Region vertrieben, jedoch wird etwa die Stadt Kidal weiter von Tuareg-Rebellen kontrolliert. Zudem leben weiterhin Hunderttausende Flüchtlinge in Camps. Nach fast eineinhalb Jahren Chaos und Konflikten sollte die Präsidentenwahl eine Rückkehr zu Stabilität und Frieden einleiten.
Respekt vor dem Wahlergebnis
Der 68 Jahre alte Keita hatte sich im Vorfeld der Stichwahl siegessicher gezeigt und erklärt, er habe sich die Unterstützung der meisten unterlegenen Kandidaten gesichert. Insgesamt waren in der ersten Runde 27 Bewerber angetreten. Der erfahrene Politiker, der von seinen Anhängern kurz "IBK" genannt wird, hat auch das Militär und die religiösen Führer des Landes auf seiner Seite.
Cissé, 63, der aus der Nähe von Timbuktu im Norden Malis stammt, hatte hingegen Unregelmäßigkeiten und Betrug im ersten Wahlgang bemängelt. Das Verfassungsgericht wies die Beschwerden aber ab und gab vor wenigen Tagen grünes Licht für die Stichwahl. Auch Cissé werde Chancen eingeräumt, da er die größte Partei des Landes - Allianz für ein demokratisches Mali (ADEMA) - hinter sich vereint. Dies könnte ihm Zehntausende Stimmen sichern.
Beide Kandidaten kündigten an, das Ergebnis auch bei einer Niederlage akzeptieren zu wollen. "Ich liebe mein Land und ich respektiere seine Institutionen. Deshalb werde ich das Urteil der Urnen respektieren", betonte Cissé.