ENGLAND Sieben Tote und 70 Verletzte bei Zugunglück

In Großbritannien hat die Suche nach den Ursachen des schweren Zugunglücks begonnen, bei dem am Freitag ein Nahverkehrszug nördlich von London entgleiste und in den Bahnhof von Potter's Bar raste.

In Großbritannien hat die Suche nach den Ursachen des schweren Zugunglücks begonnen, bei dem am Freitag nördlich von London sieben Menschen getötet und etwa 70 verletzt worden waren. Nach Angaben der britischen Bahngesellschaft Railtrack war ein vom Londoner Bahnhof King?s Cross kommender Personenzug kurz vor der Station Potters Bar (Grafschaft Hertfordshire) entgleist. Es ist seit 1997 das sechste Bahnunglück im Land, bei dem Menschen ums Leben kamen. Die Untersuchungen der Experten konzentrieren sich auf die Bahngleise und Weichen nahe dem Bahnhof von Potters Bar (Grafschaft Hertfordshire). Es ist seit 1997 das sechste Unglück bei der privatisierten britischen Bahn, bei dem Menschen ums Leben kamen.

Ein Wagen blieb im Bahnhof stecken

Einer der vier Waggons schleuderte in den Bahnhof und blieb zwischen Bahnsteigen und Bahnhofsdach stecken. Die anderen drei Waggons schoben sich unter eine Brücke, die zum Teil einstürzte. Mehrere unter der Brücke im Stau stehende Autos wurden beschädigt. Fahrer und Insassen konnten sich aber in Sicherheit bringen.

Zum Glück kein Menschen auf dem Bahnsteig

»Es sieht aus wie nach einer Bombenexplosion«, sagte ein Augenzeuge. Andere sprachen von einem »Bild der Verwüstung«. Durch den Aufprall wurde ein Warteraum auf dem Bahnsteig des kleinen Bahnhofs zerstört. Der auf den Bahnsteig gestürzte Waggon richtete erheblichen Schaden an. Weil der Zug in Potters Bar planmäßig nicht halten sollte, waren keine Menschen auf den Bahnsteigen. Der nächste Halt war Cambridge. Insgesamt waren etwa 150 Menschen an Bord.

Passagiere wurden auf die Schienen geschleudert

Der Zug war nach Berichten von Augenzeugen zwischen 100 und 150 Stundenkilometer schnell. Passagiere wurden auf die Schienen geschleudert, berichteten Augenzeugen. Fensterscheiben mussten eingeschlagen werden, um Eingeschlossene aus den Wracks zu holen. Verletzte wurden auf dem Parkplatz eines Supermarkts behandelt.

Die Unglücksursache war bis zum frühen Abend noch unklar. Nach Berichten der BBC sprach der Zugführer, der das Unglück überlebte, von einem »Hindernis« auf der Strecke. Vermutlich rammte der Zug das Ende der Brücke und entgleiste.

Königin Elizabeth II. war »schockiert« über das Unglück. Es geschah auf einer von ihr viel benutzten Bahnstrecke zwischen London und Schloss Sandringham (Norfolk). Verkehrsminister Stephen Byers, der wegen des katastrophalen Zustands der britischen Bahnen immer wieder in die Kritik geraten ist, sprach von einem »tragischen Unfall«. Er ordnete eine offizielle Untersuchung an. Premierminister Tony Blair sagte, seine Gedanken seien bei den Angehörigen und Freunden der Opfer.

Ganze Reihe von Bahnunglücken

Das Unglück ist das bisher letzte in einer ganzen Reihe von Bahnkatastrophen, die das Land in den vergangenen Jahren erschüttert und die die britische Regierung immer wieder massiv unter Druck gebracht haben. Erst im Februar 2001 waren bei Selby (Yorkshire) zehn Menschen ums Leben gekommen, als ein Personen- und ein Güterzug kollidierten, nachdem ein Auto auf die Schienen geraten war.

Schon lange Sicherheitsstandards in der Kritik

Nach einem schweren Unglück in Hatfield vom Oktober 2000, als vier Menschen starben, räumte die für die Gleise zuständige Gesellschaft Railtrack ein, die Wartung der Gleisanlagen vernachlässigt zu haben. Der neue Unglücksort liegt nur wenige Kilometer von Hatfield entfernt. Im Februar dieses Jahres wurde Railtrack wegen der anhaltenden Kritik der Bürger an den Unzuverlässigkeiten und Gefahren der britischen Eisenbahnen de facto wieder verstaatlicht.