Exil-Iraker "Wir verteidigen Bagdad"

Die Busse in Richtung Bagdad sind ein Propaganda-Erfolg für das irakische Regime: Das jordanische Fernsehen meldet, bereits 1 500 Iraker aus Amman seien zum Kampf in die Heimat zurückgekehrt – für die meisten von ihnen wird es eine Reise ohne Wiederkehr.

Der schmächtige junge Mann nennt sich Salah, ist 24 Jahre alt, kommt aus Bagdad - und genau dorthin will er jetzt zurück. "Ich muss nach Hause. Ich muss mein Land verteidigen. Notfalls mit bloßen Händen." An der Busstation in der jordanischen Hauptstadt Amman geht es am Dienstagmorgen hektisch zu. Hastig lädt Salah seine Sachen ein: Einige Decken, ein kleines Radio, eine Tasche. Dann setzt sich der mit 70 Männern vollbesetzte Bus in Richtung Bagdad in Bewegung. Einer ruft noch: "Wir werden die Amerikaner zurückschlagen. Wir werden den Krieg gewinnen. Inschallah, mit Gottes Hilfe."

Das jordanische Fernsehen meldet, bereits 1 500 Iraker aus Amman seien zum Kampf gegen Amerikaner und Briten in die Heimat zurückgekehrt. "Viele wollen in den nächsten Tagen folgen." Seitdem die Koalitionstruppen auf wesentlich stärkeren irakischen Widerstand stoßen, als zuvor angenommen, herrscht Optimismus unter den Irakern in Amman.

"Stolz" auf den Märtyrertod

"Ich bin stolz, ein Iraker zu sein. Wenn ich im Kampf sterbe, bin ich ein Märtyrer", meint Jasem (32), der nach seinen eigenen Worten aus der Nähe Basras im Südirak stammt. Mindestens 15 Stunden dauert die 1000 Kilometer lange Fahrt nach Bagdad. 100 Dollar müssen die Männer in dem Bus nach eigenen Worten dafür bezahlen. Viele singen bei der Abfahrt, strecken die Finger zum Siegeszeichen in die Höhe, einige rufen "Dschihad" (Heiliger Krieg). Jordanische und ausländische Fernsehreporter filmen die Szene.

Zwar wissen die meisten zurückkehrenden Iraker nach eigenen Angaben noch nicht, in welchen Einheiten sie eingesetzt werden sollen. Niemand kann überprüfen, ob sie tatsächlich in den Kampf an die Front kommen. Doch die Busse in Richtung Bagdad sind zumindest ein Propaganda-Erfolg für das irakische Regime.

"Saddam Hussein ist unser Held"

Zwischen 500 000 und 600 000 Iraker leben in Jordanien. Viele kamen während des Golfkrieges 1991, andere erst in den vergangenen Jahren. Manche suchen Arbeit, andere galten bislang eher als Oppositionelle des irakischen Machthabers. "Aber jetzt ist Saddam Hussein unser Held. Er hält den ausländischen Invasoren stand", sagt Nain Dabbar, der ebenfalls nach Bagdad zurück will.

DPA
Peer Meinert