Auf der Taste am Radarschirm steht in großen Buchstaben «IFF». Sie stehen für «Identification Friend/Foe» - auf Deutsch: Freund-/Feindkennung. Das entsprechende elektronische Erkennungssystem soll ein Problem lösen, das Sonntag früh nahe der kuwaitischen Grenze einem britischen «Tornado» zum Verhängnis wurde: die eindeutige Identifizierung von Gegner und Verbündetem. Die Geräte strahlen teils verschlüsselte Codes ab, die von Flugzeugbesatzungen oder Radarstationen gelesen werden können. Die Abstrahlung der Information erfolgt zum Teil auf Abfrage durch einen Radarimpuls.
Schon im Zweiten Weltkrieg waren entsprechende Systeme in den damaligen Militärflugzeugen installiert. Sie waren jedoch ebenso störanfällig wie moderne Geräte. Immer wieder gerieten eigene Flugzeuge ins Visier der eigenen Truppen. Der Abschuss vom Wochenende muss für die Militärs jedoch wie eine schallende Ohrfeige anmuten. Denn vor allem Amerikaner und Briten hatten sich nach dem Golfkrieg von 1991 geschworen, die IFF-Geräte ihrer Flugzeuge sicherer zu machen.
Hohe Verluste durch eigenen Beschuss
Anlass war die Tatsache, dass knapp die Hälfte der britischen und amerikanischen Verluste durch eigenen Beschuss entstanden waren. Damals hatte es noch innerhalb der NATO unterschiedliche IFF-Geräte gegeben, was vor allem bei multinationalen Manövern Probleme bereitete. Seitdem wurde fieberhaft an neuen Standards und verbesserten Geräten gearbeitet, die auch in den MiG’s und Suchois vieler osteuropäischer Staaten eingebaut wurden. Als problematisch erwies sich jedoch die Tatsache, dass viele moderne Waffensysteme heute eine größere Reichweite als die IFF-Systeme haben. Als eines der modernsten Geräte gilt das so genannte AN/APX-101 System, mit dem mehr als 400 amerikanische F-16-Jets ausgerüstet werden sollen.
Nach Angaben von Militärexperten warnt das IFF-System bereits vor dem Start den Piloten, wenn es nicht funktioniert. Deshalb sei es eher wahrscheinlich, dass die Identifizierungseinrichtung der amerikanischen Patriot-Stellung versagt und die «Tornado» etwa als feindliche Scud-Rakete «angesehen» hat, hieß es weiter.
«Keine Chance» für die Besatzung
Aus militärischen Quellen in Kuwait hieß es, es gebe täglich tausende Flugbewegungen in der Region; in der Nacht zu Sonntag seien allein 1500 Einsätze geflogen worden. Nach den Angaben hatte die Besatzung keine Chance, der Patriot-Rakete auszuweichen. Die Rakete fliege mit dreifacher Schallgeschwindigkeit, die «Tornado» dagegen üblicherweise mit Unterschallgeschwindigkeit.