Heu wirbelt hoch, als die Hubschrauber mit den Ehepartnern der G8-Staats- und Regierungschefs auf einer Wiese mitten in der Mecklenburgischen Schweiz landen. Das letzte Stück zur Burg Schlitz hinauf, die umgeben von einem Park auf einem Hügel thront, müssen Angela Merkels Ehemann Joachim Sauer und die First Ladies wandern. Es ist eine bunte Reisegruppe, die der Chemieprofessor in strahlendem Sonnenschein anführt. Cherie Blair trägt einen graublauen Sommermantel, Ljudmila Putina ist im Volantrock gekommen, die Japanerin Akie Abe und die Amerikanerin Laura Bush haben praktischerweise Hosen angezogen.
Sauer, der seine Scheu vor öffentlichen Auftritten abgelegt hat, zeigt sich bei dem Auftritt im Partnerprogramm des G8-Gipfels von Heiligendamm locker. Auf eine Krawatte verzichtet der Wissenschaftler, den Besuch begrüßt er mit Küsschen. Gelöst ist die Stimmung, die Kulisse wirkt wie aus dem Urlaubskatalog. Doch Natur und Architektur - Burg Schlitz ist ein knapp 200 Jahre alter Klassizismusbau - sind Gastgeber Sauer zu wenig. Er hat das sonst übliche "Damenprogramm", das sich oft auf Kunst, Kultur und Touristisches beschränkte, um eine anspruchsvolle Note erweitert. Gleich nach Familienfoto und Sektempfang gibt es einen wissenschaftlichen Vortrag des Direktors des Rostocker Max-Planck- Instituts, James W. Vaupel, über die Bevölkerungsentwicklung in den G8-Staaten.
Pinienpolenta und Waldmeistereis
"Die meisten der heutigen Kinder in den G8-Staaten werden voraussichtlich 100 Jahre alt", sagt Vaupel dem prominenten Publikum in der Burg, die heute ein Luxushotel ist. Die Folgen des globalen Alterns könnten in ihren Ausmaßen mit denen der globalen Erwärmung verglichen werden. "Mehr Forschung ist nötig", sagt er und hofft, dass die Ehepartner ihren Gatten zu Hause von seinem Bericht erzählen werden. Das Mittagsmenü wartet mit Spargel-Chartreuse, Spargel-Schaumsuppe, Kabeljau mit Sommergemüse und Pinienpolenta sowie Holunder-Tarte mit Waldmeistereis auf. Der Landschaftspark von Burg Schlitz lädt zum Flanieren, am Jugendstil-Brunnen wartet Kaffee.
Wer will, kann sich in einer der Suiten des Hauses ausruhen. Denn am Nachmittag steht in Wismar der nächste politische Termin an: Die Ehepartner treffen Teilnehmer der Junior-8-Gipfels des UN- Kinderhilfswerks Unicef, die seit Sonntag parallel zum G8-Gipfel in Heiligendamm ihre Forderungen an die Mächtigen der Welt formulieren. Auch sie hoffen, über die Ehepartner noch einmal die Ohren der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands zu erreichen. Ganz komplett ist die Ehepartner-Runde indes nicht. Cécilia Sarkozy, die Frau des französischen Staatspräsidenten, fehlt. Sie wollte schon am selben Tag Heiligendamm wieder verlassen, das war vorher so geplant.