Rund 9000 jüdische Siedler in 21 Siedlungen, beschützt von 3000 israelischen Soldaten, lebten unter ca. 1, 4 Millionen Palästinensern im Gazastreifen. Als der Abzug begann, gingen viele radikale Siedler nicht freiwillig, sondern leisteten hartnäckigen Widerstand. Sie verschanzten sich in ihren Häusern, errichteten Barrikaden und bewarfen die Soldaten und Polizisten mit Eiern und anderen Gegenständen. Es spielten sich viele dramatische Szenen ab, wenn die Räumungskräfte ganze Familien aus ihren Häusern herausholen mussten. Insgesamt waren 15000 unbewaffnete israelische Soldaten und Polizisten für die Räumung aufgeboten.
Zehntausende Palästinenser feierten den Abzug der letzten israelischen Soldaten mit lautstarkem Jubel und Autokorsos. Überall im Gazastreifen waren Freudenschüsse zu hören. In der früheren Siedlung Morag zündeten Palästinenser die Synagoge an. Einige Palästinenser riefen "Allahu Achbar" (Gott ist groß), manche küssten den Boden, den sie Jahrzehnte lang nicht betreten durften. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach von dem "wichtigsten Tag in der palästinensischen Geschichte". Ein Teil Palästinas sei nun befreit. "Wir hoffen, dass dasselbe mit dem Westjordanland und Jerusalem geschehen wird", sagte der Präsident. Die radikale Palästinenserorganisation Hamas ließ verlauten, der Rückzug Israels sei ein Erfolg des bewaffneten Widerstandes, der im Westjordanland und in Jerusalem wiederholt werden müsse.
Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hatte den Gaza-Abzug nur gegen massiven Widerstand in seiner eigenen Partei, dem Likud Block, und in der Siedlerbewegung durchsetzten können. Zahlreiche Israelis, wenn auch nicht die Mehrheit, halten den Abzug für falsch. Im November führte der anhaltende Widerstand rechter Likud-Politiker gegen den Abzug zu einem politischen Erdbeben. Scharon trat aus dem Likud aus und gründete eine neue Partei (Kadima - hebräisch für "Vorwärts"), um nach Neuwahlen seine Politik fortsezten zu können.