Der neue Warschauer Erzbischof Stanislaw Wielgus ist wegen seiner Geheimdienstverstrickungen direkt vor seiner öffentlichen Amtseinführung zurückgetreten. Papst Benedikt XVI. habe den Rücktritt angenommen, teilte der päpstliche Nuntius Jozef Kowalczyk am Sonntag in Warschau mit. Bis zur Ernennung eines neuen Bischofs führe Kardinal Jozef Glemp, dessen Nachfolge Wielgus am Freitag offiziell schon angetreten hatte, die Amtsgeschäfte des Bistums.
Ursprünglich sollte Wielgus am Sonntag um elf Uhr feierlich in sei Amt eingeführt werden. Die Messe soll nach Informationen des polnischen Fernsehens nun eine Dankesmesse für die Verdienste Glemps sein. Der Entscheidung über den Rücktritt von Wielgus waren offenbar nächtliche Krisengespräche der Kirche sowie von staatlichen und kirchlichen Stellen vorausgegangen.
Der 67 Jahre alte Wielgus hatte am Freitag seine langjährigen Geheimdienstkontakte eingeräumt. Er behauptete allerdings, er habe niemandem geschadet und rief die Gläubigen noch am Samstag in einem in allen Kirchen des Bistums verlesenen Hirtenbrief auf, ihn als Bischof anzunehmen.