Bewaffnete haben im Süden der Philippinen am Donnerstag zeitweise rund 75 Dorfbewohner in ihre Gewalt gebracht. Nach ersten Verhandlungen ließen sie 17 Schulkinder und eine alte Frau frei. Sie benutzten die Geiseln offenbar als menschliche Schutzschilde, um ihre Flucht zu sichern, sagte der Vizegouverneur der Provinz Agusan del Sur, Santiago Cane. Als sich die Polizei der Ortschaft San Martin näherte, eröffneten die Geiselnehmer das Feuer.
Die Täter waren laut Polizei vermutlich ehemalige von der Regierung bewaffnete Milizionäre, die wegen Mordes gesucht werden. Sie fordern eine Annullierung des Haftbefehls gegen sie, die Festnahme eines rivalisierenden Clanchefs und den Rückzug der Sicherheitskräfte aus dem Gebiet, wie die Polizei weiter mitteilte. Sicherheitskräfte hätten sich mit ihnen am Vortag in einem anderen Dorf eine Schießerei geliefert, sagte Vizegouverneur Cane. Die Verhandlungen wurden bei Einbruch der Dunkelheit abgebrochen und sollten am Freitag fortgesetzt werden. Laut Verhandlungsführerin Josefina Bajade haben die Geiselnehmer in der Ortschaft San Martin vor allem Frauen in ihrer Gewalt. Sie hätten versprochen, dass "niemand verletzt wird".
Die philippinischen Streitkräfte starteten unterdessen in der südlichen Provinz Maguindanao eine Offensive gegen die rund 4.000 Mann starke Miliz des mächtigen Ampatuan-Clans, die für ein Massaker vor zwei Wochen mit 57 Toten verantwortlich gemacht wird. Die Streitkräfte rückten nach eigenen Angaben zunächst in sieben Ortschaften vor. Zuvor hatten sie aus der Luft Flugblätter über dem Gebiet abgeworfen und die Milizionäre, die teils von der Regierung bewaffnet worden waren, zur Aufgabe aufgefordert. Nach dem Massaker, bei dem örtliche Politiker und rund 30 Journalisten getötet wurden, hat die Regierung von Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo in der Provinz das Kriegsrecht verhängt.