Ilcham Alijew Vom Sohn zum Staatschef

Als Nachfolger seines Vaters Geidar an der Staatsspitze von Aserbaidschan bringt der 41-jährige Ilcham Alijew nur geringe politische Erfahrungen mit. Er ist die meiste Zeit in seinem Leben "hauptberuflich Sohn" gewesen.

Er ist die meiste Zeit in seinem Leben "hauptberuflich Sohn" gewesen. Als Nachfolger des von vielen seiner Landsleute geschätzten Vaters Geidar Alijew bringt der 41-jährige Ilcham Alijew an der Staatsspitze von Aserbaidschan nur geringe politische Erfahrungen mit.

Zwar hat ihn sein Vater in den vergangenen Jahren in verschiedene politische Ämter gebracht. Der Absolvent der renommierten Moskauer Diplomatenakademie hat sich aber bisher nur wenig profiliert. Selbst sein Wirken als Regierungschef seit diesem Sommer gab kaum Einblick in sein Können als Politiker.

Gerüchte über Eskapaden des "Lebemanns"

Im Volk gilt der Zwei-Meter-Mann mit der großen Nase und dem Schnurrbärtchen, der am 24. Dezember 1961 in Baku geboren wurde, als Lebemann. Es kursieren Gerüchte über verschiedene Eskapaden, wie etwa der Verlust einer halben Million Dollar im Spielkasino von Baku. Die unterdrückte Presse schwieg dazu. Sicher ist lediglich, dass das Kasino - das einzige des Landes - kurz nach Aufkommen des Gerüchts von Vater Alijew mit der Begründung geschlossen wurde, Geldspiele seien nicht mit den Lehren des Islam vereinbar.

Der mit einer Ärztin verheiratete Vater zweier Töchter und eines Sohnes gibt sich bei öffentlichen Auftritten charmant, sicher und entschlossen. So griff er im September bei einem Staatsbankett in Baku vor rund 1000 Gästen nach einer Ansprache erneut zum Mikrofon und sang mit der Frau des russischen Präsidenten, Ljudmilla Putina, mehrere Strophen des russischen Klassikers "Otschi tschornije" (Schwarze Augen).

Nach Bekanntgabe der Wahl von Ilcham Alijew zum Nachfolger seines Vaters als Präsident von Aserbaidschan kam es in der Hauptstadt Baku zu schweren Ausschreitungen. Mehrere Tausend Anhänger der Opposition, die den Machthabern Wahlfälschung vorwarfen, lieferten sich mit schwer bewaffneten Einheiten der Polizei Straßenschlachten im Zentrum der Stadt.

"Betrüger" und "Diebe"

Mit den Rufen "Betrüger" und "Diebe" zogen sie vor das Regierungsgebäude und begannen dort, Autos zu demolieren. Die Polizei schritt massiv mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und Tränengas ein. Auch eine Gruppe von rund 20 in- und ausländischen Journalisten wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die Polizei knüppelte die Reporter wahllos nieder, berichteten Augenzeugen. Westliche Wahlbeobachter bestätigten, dass die Abstimmung am Vortag weit entfernt von demokratischen Standards gewesen sei.

DPA
Günther Chalupa