Der Irak ist von einem der blutigsten Wochenenden seit Monaten erschüttert worden. Bei einer Serie von Anschlägen wurden bis zum Sonntagvormittag mindestens 80 Menschen getötet. Damit stieg die Zahl der Todesopfer in den vergangenen vier Tagen auf mehr als 135. Der schwerste Selbstmordanschlag kostete an einer Tankstelle nahe einer schiitischen Moschee südlich von Bagdad am Samstag mindestens 60 Menschen das Leben, darunter 58 Zivilpersonen. 82 weiter wurden verletzt.
Der Attentäter sprengte sich laut einem Polizeisprecher neben einem Tanklaster in die Luft und löste damit eine gewaltige Explosion aus. Wie Augenzeugen und die Polizei berichteten, rannte er auf den Laster zu, als dieser langsam an der Tankstelle manövrierte, und zündete seine Bombe. Ambulanzfahrzeuge brachten zahlreiche Opfer in Krankenhäuser. Die Tankstelle liegt in der Innenstadt. Umliegende Häuser fingen Feuer. Ort des Anschlags war die etwa 60 Kilometer südlich von Bagdad gelegene Stadt Mussajjib.
Auto rast in Polizeipatrouille
Keine zwölf Stunden später raste am Sonntagmorgen ein Auto in eine Polizeipatrouille in Bagdad. Bei der anschließenden Explosion einer Bombe wurden zwei Polizisten und eine Zivilperson getötet, wie die Polizei mitteilte. Sieben weitere Polizisten sowie eine weitere Zivilperson wurden zum Teil schwer verletzt.
Etwa eine Stunde später sprengte sich nahe eines Polizeikonvois im Süden der Hauptstadt ein weiterer Selbstmordattentäter in seinem Auto in die Luft. Dabei wurden an einer Bushaltestelle drei Polizisten und vier Zivilpersonen getötet. Drei weitere Menschen erlitten Verletzungen.
Anschlag trifft Zivilisten
Ein dritter Anschlag verfehlte wenig später einen US-Militärkonvoi, traf jedoch einen Kleinbus und riss sechs Zivilpersonen in den Tod. Neun weitere Menschen wurden bei der Bluttat in der Stadt Mahmudija 30 Kilometer südlich von Bagdad verletzt, wie die Polizei mitteilte.
Am Samstagvormittag wurden bei einem Anschlag auf die britischen Truppen im Süden Iraks drei Soldaten getötet und zwei weitere verwundet. Wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte, explodierte eine Bombe, als die Soldaten in der Stadt Amara patrouillierten.
In einer Polizeistation nahe der nördlichen Stadt Mossul sprengte sich am Samstag ein Selbstmordattentäter in die Luft und riss sechs Polizisten mit in den Tod. 20 weitere Menschen wurden verletzt. In Bagdad raste ein Mann mit einer Autobombe in eine Polizeipatrouille. Drei Sicherheitskräfte wurden getötet und fünf Zivilpersonen verletzt.
Selbstmordanschlag vereitelt
Einen weiteren Selbstmordanschlag auf eine Gruppe von Trauernden konnte die Polizei in letzter Minute verhindern. Der Mann wollte sich unter eine Gesellschaft mischen, die den Tod von 27 Anschlagsopfern - die meisten darunter Kinder - beklagten. Als er von der Polizei gestoppt wurde, fanden die Beamten einen Sprengstoffgürtel. Beim Verhör gab der Mann an, er sei Libyer.
Im Süden des Iraks traten unterdessen mehrere Tausend Mitarbeiter der Ölindustrie in den Ausstand. Sie protestierten mit dem eintägigen Streik für höhere Löhne, wie ein Sprecher am Sonntag in der Stadt Basra mitteilte. Er kündigte weitere Protestaktionen an, falls die Regierung die Einnahmen aus dem Ölexport künftig nicht gerechter verteile.