Mit einem eher verhaltenen Auftakt hat am Donnerstag die Parlamentswahl in Algerien begonnen. Der nationale Rundfunk berichtete von einer schleppend anlaufenden Abstimmung, bei der in manchen Orten Frauen und Männer auch getrennt ihre Stimme abgeben durften. Premierminister Ahmed Ouyahia sowie der scheidende Parlamentsvorsitzende Abdelaziz Ziari gaben schon am Morgen ihre Stimmen in Algier ab. Ouayahia bezeichnete die Wahl anschließend als wichtige Etappe der Demokratie in Algerien.
Bei der von rund 500 internationalen Beobachtern überwachten Abstimmung wird jedoch eine nur mäßige Beteiligung befürchtet. Das könnte die Islamisten begünstigen, die als Favoriten gelten. Wahlberechtigt sind 21 Millionen der insgesamt 39 Millionen Algerier. In den 48 Wahlkreisen bewerben sich nach Regierungsangaben 44 Parteien und 211 unabhängige Kandidaten um 462 Mandate. Die politische Macht des Parlaments gilt allerdings als beschränkt.
Algerien leidet noch unter Trauma des Bürgerkriegs
Der "arabische Frühling" mit seinem politischen Umwälzungen ist an Algerien weitgehend vorbeigegangen. Zwar kam es auch dort zu Protesten - nach wirtschaftlichen Zugeständnissen an die Bevölkerung flauten sie aber schnell ab. Seitdem sind einige Reformgesetze auf den Weg gebracht worden, deren Auswirkung aber umstritten sind.
Algerien leidet zudem noch unter dem Trauma des jahrelangen blutigen Bürgerkrieges in den 1990er Jahren gegen radikalislamische Untergrundkämpfer, bei dem nach inoffiziellen Angaben zehntausende Menschen ums Leben kamen. Die Wahlbüros werden von 8.00 Uhr bis 19.00 geöffnet sein. Erste Ergebnisse werden am Freitag erwartet.