Italien Vietato fumare - Rauchen verboten

In Italien herrscht seit Januar 2005 ein striktes Anti-Raucher-Gesetz. Zu Beginn war es heftig umstritten, die Wogen haben sich aber mittlerweile geglättet. Protestraucher und aufmüpfige Wirte sind in der Minderheit. Ein italienisches Lehrstück.

Raucher vor Bars und Restaurants, das gehört in Italien seit drei Jahren zum Straßenbild. Das Anti-Raucher-Gesetz hat die Gewohnheiten der Südländer verändert: Wer nach dem Essen oder dem Kaffee eine paffen will, tritt vor die Tür. Die qualmenden Runden an der frischen Luft sind auch bei winterlichen Temperaturen zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Italiener haben offenbar das Rauchverbot akzeptiert.

Bußgeld von bis zu 550 Euro

Das Gesetz verbannt den blauen Dunst auch vom Arbeitsplatz, in allen Geschäften sowie in öffentlichen und privaten Büros mit Publikumsverkehr. Wer dennoch zum Glimmstängel greift, muss mit einem Bußgeld bis 275 Euro rechnen, wer neben Schwangeren oder Kindern bis 12 Jahre seine Zigarette anzündet, zahlt das Doppelte.

Offener Widerstand regte sich nur ganz am Anfang. Als das strikte Verbot im Januar 2005 Gesetz wurde, forderten Abgeordnete einen Volksentscheid, Protestraucher versammelten sich in Bars, Wirte verschenkten Zigaretten an ihre Stammgäste, in Neapel ließen sich aufmüpfige Kunden vor laufenden Kameras von Polizisten mit saftigen Bußen belegen. Doch der Rebellengeist entpuppte sich rasch als Folklore.

Das Rauchverbot trifft in Italien auf breite Zustimmung: 86,7 Prozent sind laut Marktforschungsinstitut Doxa dafür, nur 10 Prozent sind dagegen. In den Restaurants wollen fast alle Italiener ohne Zigarettendunst speisen. Etwas umstrittener ist das "Vietato fumare" in Bars und Diskotheken. Doch die Befürchtungen der Gastwirte, das Verbot würde die rauchenden Gäste vertreiben, sind bei weitem nicht eingetroffen.

Hohe Strafen für lasche Wirte

Nicht durchgesetzt hat sich hingegen eine Auflage, die den Wirt in die Rolle des Sheriffs drängt. Danach sind die Gastronomiebetreiber verpflichtet, jeden rauchenden Gast anzuzeigen. Wenn sie dies unterlassen, drohen ihnen Strafen bis zu 2200 Euro. Wer in einem italienischen Restaurant zur Schachtel greift, wird aber höchstens freundlich aufgefordert, nach draußen zu gehen.

Der blaue Dunst ist nur in separaten Raucherräumen erlaubt. Doch diese müssen vom Restaurant abgetrennt und mit einem aufwändigen Entlüftungssystem ausgestattet sein. Aber die meisten Restaurantbesitzer haben weder das Geld für eine solche Investition noch den Platz. Und beliebt ist das Rauchen im Ghetto auch nicht gerade.

Bereits ein Jahr bevor das Tabakgesetz verabschiedet wurde, hatte Italien 2004 das Qualmen in Regionalzügen und Fernzügen untersagt. In Transitzügen mit Raucherabteilen musste während der Fahrt durch nationales Gebiet das Quarzen eingestellt werden. 26 Prozent der erwachsenen Italiener sind Raucher. Die Anti-Nikotin-Gesetze haben jedoch einen Trend zum Aufhören oder Weniger-Rauchen ausgelöst. Die Tabakwarenhändler spüren dies in ihren Kassen. Der Tabakverkauf ist um 13 Prozent gesunken.

Kein Rauchen in der Nähe von Schwangeren und Kindern

Die Italiener sind dafür bekannt, dass sie die Gesetze auf die leichte Schulter nehmen. Dass sie sich an das Rauchverbot halten würden, hätten sie wohl selbst kaum für möglich gehalten. Doch Bars, Geschäfte, Schulen, Restaurants, Kinos, Bahnhöfe und Flughäfen sind mittlerweile rauchfrei. Aber damit nicht genug: Im Kampf gegen die Glimmstengel machte die Bürgermeisterin von Neapel Rosa Russo Iervolino diese Woche einen weiteren Vorstoß. Nach der neuen Verordnung ist das Rauchen in öffentlichen Parks verboten, wenn Schwangeren oder Kinder in der Nähe sind.

Wer sich in den 43 Stadtparks von Neapel eine Zigarette ansteckt, muss mit einem Bußgeld bis 250 Euro rechnen. Dass das Qualmen in der Vesuv-Stadt nun auch unter freiem Himmel eingeschränkt wird, stößt auf breiten Protest bei den Neapolitanern. Die Verkäuferin Tiziana Ferri, 33, hält das Verbot für absurd: "Man soll mir bitteschön sagen, welchen Abstand ich denn von Schwangeren und Kinder halten muss. Dann laufe ich jetzt immer mit dem Zollstock durch den Park."